Weltweite Aktion Ein würdevoller Abschied im Hospiz

Mettmann/Erkrath/Wülfrath · Die Hospizgruppen im Kreis Mettmann informierten zum Welthospiztag am Samstag über ihre wichtige Arbeit. Das Thema ist nach wie vor tabuisiert, sagen die Aktiven. Der Bedarf an Begleitern steige aber kontinuierlich.

 Die Hospizbewegung Wülfrath mit der Vorsitzenden Gudrun Sieg-Küster (r.), und Koordinatorin Beate Krüger (M.).

Die Hospizbewegung Wülfrath mit der Vorsitzenden Gudrun Sieg-Küster (r.), und Koordinatorin Beate Krüger (M.).

Foto: Achim Blazy (abz)

(am) Einen Menschen auf seinem letzten Weg zu begleiten, ist nicht einfach, aber besonders wertvoll – sowohl für den Sterbenden, als auch den Begleitenden. Die Hospizarbeit leistet diesen wichtigen Dienst. Zum Welthospiztag unter dem Motto „Leben! Bis zum Schluss“ informierten die Hospizgruppe Wülfrath und das Franziskus-Hospiz Hochdahl über ihre Arbeit.

„Das Thema wird zwar in der Öffentlichkeit immer bewusster, aber es ist nach wie vor noch ein Tabu“, sagt Beate Krüger, die hauptamtlich die Hospizarbeit in Wülfrath koordiniert. Dabei sei der Bedarf groß, um Sterbenden und Schwerstkranken ein würdevolles Lebensende zu bieten oder angehörige Pflegende zu entlasten. Gerade in den Heimen, wo sich der Verein mit 28 ehrenamtlichen, ausgebildeten Hospizbegleitern ebenfalls engagiert, gebe es viele einsame Menschen, die sich über einen Gesprächspartner und etwas Abwechslung freuen. Aber: „Mit dem eigenen Tod setzt sich keiner gerne auseinander“, sagt Sebastian Pietschek, stellvertretender Leiter des Franziskus-Hospizes Hochdahl. Man müsse Ängste durch Gespräche abbauen.

Die Corona-Pandemie, so Beate Krügers Beobachtung, habe die Menschen sensibilisiert, was zu einem Umdenken führen könnte. Grundsätzlich habe die Pandemie die Hospizarbeit aber erschwert. „Das war ganz bitter. Es haben sich schreckliche Szenen abgespielt“, erzählt sie. Zum Teil konnten Begleitungen nur telefonisch erfolgen oder gar nicht stattfinden. Umso mehr freuen sich alle, dass ein Stück Normalität zurück ist. Das gilt auch für das Franziskus-Hospiz.

Über 120 Ehrenamtler waren neben den zahlreichen Hauptamtlichen vor der Pandemie im Einsatz. Einige sind nun abgesprungen, bedauert Sebastian Pietschek, auch Leiter des ambulanten Hospiz- und Palliativdienstes. Gewöhnungsbedürftig seien die Masken gewesen: „Bei der Hospizarbeit geht sehr viel über Emotionen. Durch die Maske geht ein wesentlicher Teil verloren. Das hat am Anfang Schwierigkeiten gemacht.“ Der kurze Besucherlockdown im stationären Bereich sei ganz fürchterlich gewesen und wirke noch nach. Die Angst, Angehörige dürften vielleicht wieder nicht zu Besuch kommen, führe dazu, dass sich die Liegezeit von durchschnittlich 25 Tagen auf die Hälfte reduziert hat. Das stelle eine massive Belastung für alle dar, weil man sich nicht mehr richtig auf den Gast einstellen könne, sagt Pietschek. Seit 1995 gibt es in Hochdahl das einzige stationäre Hospiz des Kreises Mettmann mit zehn Zimmern. Rund 700 Anfragen gebe es pro Jahr, erläutert Pietschek. Tendenz steigend. Seit diesem Jahr gehört auch der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst zum Hospiz-Angebot. Dafür würde sich Pietschek mehr jüngere Begleiter wünschen. Oft sind die Ehrenamtler nämlich schon im Rentenalter. Dabei sei gerade im Kinder- und Jugendbereich wichtig, Begleiter zu haben, die näher dran an der Jugend sind, wirbt Pietschek um Nachwuchs. Zudem sind es vor allem eher Frauen, die sich zur Ausbildung als Hospizbegleiter entscheiden. „Männer sind immer gerne gesehen“, betont er.  Das sieht Beate Krüger ähnlich. „Man sollte mit beiden Beinen im Leben stehen.“

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