Zahllose Einsätze in Langenfeld und Monheim Hochwasser spitzt die Lage zu

Langenfeld/Monheim · Straßen unter Wasser, ein evakuierter Reiterhof, Stromausfälle und ein vom Einsturz bedrohtes Gebäude sind die Unwetter-Bilanz der Nacht zu Donnerstag. Allein in Langenfeld waren mehr als 250 Rettungskräfte im Einsatz. Jetzt droht das Rhein-Hochwasser in Monheim.

 Die Lage auf dem Campingplatz Rheinblick in Baumberg ist kritisch, die Wassermassen fluten den Platz.

Die Lage auf dem Campingplatz Rheinblick in Baumberg ist kritisch, die Wassermassen fluten den Platz.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Das gesamte Ausmaß der sinftlutartigen Regenfälle am Mittwoch ist noch nicht zu ermessen. Die Lage in Langenfeld ist immer noch angespannt. Rund 125 Einsätze – überwiegend vollgelaufene Keller – sind noch offen.

 Der Garagenhof an der Hildener Straße steht unter Wasser.

Der Garagenhof an der Hildener Straße steht unter Wasser.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Zur aktuellen Lage: Die Hildener Straße an der Einmündung Rietherbach bleibt in Richtung Hilden gesperrt, weil die dortige Brücke stark unterspült ist. Auch der Garagenhof am Rietherbach ist noch überflutet. Dort pumpt das THW das mit Öl und Benzin versetzte Wasser ab. Der Strom ist in diesem Bereich weiterhin abgeschaltet. Die Stadt hat den Anwohnern angeboten, in der Turnhalle Brückentor zu übernachten. 126 Menschen könnten dort Platz finden, aber „nur fünf“ hätten das Angebot bislang angenommen, berichtet die Erste Beigeordnete Marion Prell, die derzeit den Feuerwehr-Chef und den Bürgermeister vertritt.

 Autos blieben an der Unterführung Hardt in Langenfeld stecken. Inzwischen ist die Unterführung wieder befahrbar.

Autos blieben an der Unterführung Hardt in Langenfeld stecken. Inzwischen ist die Unterführung wieder befahrbar.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Gesperrt sind weiterhin zwei Brücken: an der Riethrather Mühle und an der Götscher Mühle. Die Stabilität ist durch die Wassermassen gefährdet ist. Außerdem ist ein Haus am Rietherbach einsturzgefährdet. Ein Statiker soll es im Laufe des Tages untersuchen. Die Bewohner haben als Ausweichquartier auch die Turnhalle am Brückentor. „Dort sorgen die Malteser für die Versorgung“, so Prell. Mit Flatterband abgesperrt ist die Böschung zum Heinenbuschsee an der Ecke Winkelsweg/Industriestraße. Der See ist vollgelaufen, „Wir haben dort auch Wasser hineingepumpt“, so Prell. Der Bergisch-Rheinische Wasserverband werde die Stelle begutachten.

 Mit mehreren 100 Meter langen Leitungen haben die Wehrleute am Buchenweg in Langenfeld das Wasser umgeleitet

Mit mehreren 100 Meter langen Leitungen haben die Wehrleute am Buchenweg in Langenfeld das Wasser umgeleitet

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Zwei Reiterhöfe mussten ihre Pferde ins Trockene bringen

 Von einer Böschung zum Heinenbuschsee (Winkelsweg/Industriestraße) ist ein großes Stück abgebrochen.

Von einer Böschung zum Heinenbuschsee (Winkelsweg/Industriestraße) ist ein großes Stück abgebrochen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Zwei Reiterhöfe mussten ihre Pferde ins Trockene bringen. Der Hof an der Hildener Straße hat das in Eigenregie geleistet. Am Hof Rheindorfer Straße 231 hat die Feuerwehr geholfen, die Pferde von den nassen Wiesen fortzubringen. Der Hof liegt in einer Senke.

Wieder geöffnet ist laut Stadt die Unterführung an der Straße Hardt.

Der Kaisersbusch steht – wie bereits 2018 – inzwischen ebenfalls unter Wasser. Gärten und Keller sind überflutet. Die Regenmulde hat das Technische Hilfswerk in der Nacht noch ausgebaggert, damit die Wassermassen ihren Weg finden. „Die Mulde werden wir im Nachgang noch einmal untersuchen“, kündigt Marion Prell an. Denn auch an der Leichlinger Straße (auf der anderen Seite der Bahnlinie) steht den Anwohnern das Wasser bis zum Hals. „Wir haben die ganze Nach die Keller leer gemacht“, sagt Petra Wallis. „1,5 Meter hoch stand das Wasser in unserem Garten“, berichtet sie. Sie sieht die Ursache in der Flutmulde am Kaisersbusch, die nicht so funktioniert habe, wie sie soll. „Der Schaden für uns ist noch nicht zu überblicken“, sagt sie. „Wie auch, wenn der Kühlschrank durchs Wasser fährt“. An ein Jahrhunderthochwasser, wie die Wassermassen 2018 bezeichnet wurden, glaubt sie nicht. Das wird sich wiederholen, ist sie sicher und hofft darauf, dass das versprochene Regenrückhaltebecken hinter dem Immigrather Platz bald kommt.

Kreisbrandmeister Torsten Schams sieht das anders. „Aus Bächen sind reißende Ströme geworden, Regenrückhaltebecken sind allesamt übergelaufen, die Abwassersysteme sind überlastet. Pumpen kommen gegen die Wassermassen kaum an, Sandsäcke erweisen sich als wirkungslos. Die Wassermassen, mit denen wir es hier zu tun haben, übertreffen sogar die Prognosen für ein Jahrtausendhochwasser“, so Schams.

Weitere Retter unterstützten beim Kampf gegen das Wasser

Es gibt noch viel zu tun, weiß die Erste Beigeordnete. Mit Blick auf die Akazienalle, wo auch die Keller vollgelaufen sind, „habe ich die Tränen in den Augen.“ Die Ausschreibungen für den geplanten Staukanal seien raus. „Das dauert leider alles“, sagt sie. Ohne die Unterstützung weitere Feuerwehren (Steinfurt, Emmerich, Velbert und Monheim) hätte die Stadt die Ereignisse kaum bewältigen können. Jede Pumpe war gefragt.

Die Monheimer Feuerwehr hat nicht nur in Langenfeld geholfen. Sie ist mit Boot und Unimog nach Leichlingen und Leverkusen ausgerückt, um etwa Schafe zu retten oder ein Gebäude zu löschen, das sonst nicht zu erreichen gewesen wäre. Zuhaus haben die Wehrleute 27 Einsätze abgearbeitet. „Wir haben überwiegend vollgelaufene Keller geleert sowie Bäume beseitigt, die aufgrund der nassen Erde den Stand verloren haben – an der Friedenauer Straße und am Urdenbacher Weg“, so Einsatzleiter Andreas Friedrich. 35 Mitglieder der Freiwiligen Feuerwehr seien im Einsatz gewesen. Dass Monheim recht glimpflich davon gekommen sei, liege auch daran, dass in den vergangenen Jahren in die Sanierung der Kanalisation investiert wurde. „Das hat sich jetzt bewährt“, sagt Rainer Fester, zuständiger Abteilungsleiter.

Kritisch ist die Lage in Baumberg auf dem Campingplatz. Dort hat die Betreiberfamilie Pareigat die Caravans aus der ersten Rhein schon früh hochgezogen. Der Rest folgt noch am Donnerstag. „Wir müssen alle anderen Wagen noch wegziehen. Die Hochwasser-Prognosen sind eindeutig“, sagt Gina Pareigat. Die Stadt hat den Campern Abstellplätze etwa auf den Parkplätzen an der Aue und am Rheinstadion dafür zur Verfügung gestellt. „Ein solches Hochwasser im Sommer habe ich noch nie erlebt“, sagt Gina Pareigat. Auch bei der Stadt hat man den Rheinpegel im Blick. Er wird laut Prognose in den nächsten Tagen vermutlich auf etwa 8,50 Meter steigen, sagt Andreas Apsel, Leiter Tiefbaubereich. „Wir sind gewappnet.“ Die gefährdeten Stellen seien zur Sperrung vorbereitet, sagt er. Die Flutmulde im Landschaftspark und der Leinpfad in Richtung Baumberger Campinglatz wurden bereits gesperrt. Der Urdenbacher Weg folgt im Laufe des Donnerstags.

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