Monheim: Katholiken bekennen sich zur Bestattung in der Urne

Friedhof: Die sechs Säulen bieten Platz für etwa 100 Aschegefäße. Die Anlage kostete 35000Euro.

Monheim. "Wir haben mit Absicht diesen Standort gewählt - er ist provokant und symbolisch", begründet Georg Proempeler die Wahl für die neuen Grabkammern auf dem katholischen Friedhof. Mitten zwischen den konventionellen Gräbern stehen sechs hohe Säulen aus hellem Betonsplit. Etwa 35000 Euro hat die Anlage gekostet. "Wir wollen zeigen, dass der Kirchenvorstand diese Art von Begräbnis akzeptiert und die Gräber integrieren", erläutert Proempeler, Mitglied des Friedhofsausschusses. "Wir haben besonders hochwertiges Material gewählt. Die Platte ist vorne aus Granit, sie kann später geschmückt werden und eine Inschrift erhalten", erklärt die Friedhofsverwalterin. Bislang wurden Urnen stets im Boden eingelassen.

"Vielleicht ist es gerade für die katholische Kirche wichtig, dem Trend der Zeit zu folgen und diese neue Art des Begräbnisses anzubieten", meint Iris Wolff. Schließlich sind Einäscherung und Beisetzung bei vielen Katholiken immer noch verpönt. Auf dem evangelischen Friedhof an der Kirchstraße sind Urnenbestattungen seit Anfang 2006 möglich. Alle 22 Kammern waren sogfort besetzt, in diesem Jahr wurde eine zweite Urnenwand für zehn Gefäße gebaut. Auf dem städtischen Waldfriedhof werden seit dem 31.Juli2006 Menschen in einem Kolumbarium beigesetzt; 93 Urnen stehen bislang in 81 von insgesamt 187Kammern.

Für 870Euro kann eine von den 38Kammern auf dem katholischen Friedhof für 15 Jahre gemietet werden. Hinein passen dann entweder zwei Schmuckurnen oder drei Aschenkapseln. Auf dem evangelischen Friedhof bezahlen Angehörige zwischen 850 und 1100Euro für die Nutzung über die Dauer von 25Jahren.

Die neue Art der Bestattung sei inzwischen auch unter Katholiken beliebt, sagt Iris Wolff: "Es ist ein würdiger Platz, der nicht so teuer ist, kaum Pflege verlangt und nicht abhängig macht - der Grabpflegende muss nicht unbedingt in der Nähe wohnen." Fritz-Ulrich Axt vom Gartenamt, das den städtischen Friedhof verwaltet, sagt: "Es ist mittlerweile schwierig, die konventionellen Gräber zu besetzen." Viele Angehörige würden sich die Kosten für die Grabpflege lieber sparen. "Wir haben die Gräber schon im Vorverkauf vergeben", so der evangelische Friedhofsverwalter Gerd Reihn über den Andrang.

Feuerbestattung Der Verstorbene wird mit dem Sarg in einen Ofen geschoben und dort bei 1200Grad verbrannt. Anschließend wird die Holzasche des Sarges aussortiert und der Rest in eine Urne gefüllt.

Glaubensrichtungen Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) erlaubt Katholiken die Einäscherung und Urnenbeisetzung. Zuvor lehnte die Katholische Kirche diese Bestattungsform ab, weil der Körper der Verstorbenen bei der Auferstehung von Gott wiederbelebt werde. In der evangelischen Kirche setzt sich die Urnenbeisetzung Anfang des 19.Jahrhunderts durch. Im Islam ist sie dagegen bis heute verboten.

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