Schlecker schließt letzte Filiale

Drogeriekette macht am Freitagabend den Laden am Neuen Markt zu. Haaner Einzelhändler sorgen sich um wachsende Leerstände.

Haan. Die Kasse klingelt. Kunden stehen Schlange. Seit Montag ist Schlecker der Magnet am Neuen Markt. „30 Prozent auf alles“, steht auf den Schaufenstern. Und die einzige Mitarbeiterin im Laden scannt Waren im Akkord — noch. Denn am Freitagabend ist Schluss. Die insolvente Drogeriekette mit Sitz im schwäbischen Ehingen schließt ihre letzte Haaner Filiale.

„Es ist einfach schade. Vor allem für die Mitarbeiter tut es mir leid“, sagt Kundin Renate Höbler. Doris Draeger, die Blumensamen kauft, geht noch einen Schritt weiter: „Die haben auf ihre Mitarbeiter einfach gepfiffen. Der Laden ist vor eineinhalb Jahren renoviert worden, aber das Sortiment blieb gleich und das Image wurde schlecht. Man hätte besser das Management renoviert.“

Auch die Stadt ist von der plötzlichen Schließung überrascht worden. „Ende vergangener Woche hieß es, die Filiale bleibt. Übers Wochenende wurde dann anders entschieden“, sagt Jürgen Simon vom Stadtmarketing.

Zu den laut Simon zehn leerstehenden Ladenflächen in der Innenstadt kommt jetzt noch die Schlecker-Immobilie hinzu — ein Trend, der vor allem den umliegenden Einzelhändlern Sorgen bereitet. „Je mehr leersteht, desto unattraktiver wird die Stadt“, sagt Brigitte Molitor, die am Neuen Markt ihr Herren- und Damenmodegeschäft betreibt. „Ich habe 70 Prozent Stammkunden. Viele von ihnen sagen zu mir: Frau Molitor, halten sie durch.“

Auch Ulrike Peterseim, Inhaberin der Schwanen Apotheke, ist besorgt. „Der Leerstand ist eine ziemliche Katastrophe. Die Geschäfte befruchten sich gegenseitig. Für eine lebendige Innenstadt ist das sehr wichtig“, sagt sie.

Simon vom Stadtmarketing betont, die Stadt pflege intensive Kontakte zur Werbegemeinschaft und zu den anderen Geschäftsinhabern. „Wir versuchen, zu helfen“, sagt er. Zum Beispiel durch die Kontaktaufnahme zu Eigentümern, um Mieten zu senken.

„Die sind zu hoch, vor allem für Existenzgründer nicht zu stemmen. Aber wir können keine Mieten vorschreiben.“ Weitere Gründe für den zunehmenden Leerstand seien der wachsende Internethandel, eine veränderte Kundenstruktur durch den demografischen Wandel sowie zu kleine und nicht mehr zeitgemäße Ladenlokale.

Letzteres kann Ulrich Tix, Schleckers Vermieter, von seinem Geschäft nicht behaupten: „Vor eineinhalb Jahren wurden rund 150 000 Euro reingesteckt“, sagt der Haaner, der für die Modernisierung selbst rund 60 000 Euro bezahlte.

„Aber das kommt dem Nachmieter ja auch zugute.“ Wer das wird, ist noch unklar. Fest steht wohl: „Schlecker zahlt die Pacht zunächst weiter. Wir müssen eine Lösung finden“, sagt Tix. Für eine Stellungnahme war das Unternehmen am Donnerstag nicht zu erreichen.

„Ich strecke jetzt meine Fühler aus. Es wird jedenfalls kein Ein-Euro-Laden“, sagt Tix. Vielleicht aber Rossmann. Die Drogeriekette kehrte der Innenstadt vor knapp zwei Jahren den Rücken. „Die Schließung von Schlecker bedeutet Einbußen für das innerstädtische Angebot“, sagt Wirtschaftsförderer Elmar Jünemann. „Aber der Markt wird das regeln.“

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