Erste Demenz-WG kommt

Neun Zimmer sind noch zu vermieten in der barrierefreien Wohnung Am Bandenfeld 106. Die Kaltmiete kostet maximal 350 Euro.

Haan. Neun Plätze bietet Haans erste Demenz-WG an. Und weil noch keine Mietverträge unterschrieben sind, sind alle neun Zimmer theoretisch auch noch zu haben. „Wir haben bereits Mietverträge verschickt, aber haben sie noch nicht unterschrieben zurückbekommen. Das dauert immer ein paar Tage“, sagt Dirk Bohlmann, einer der Gründer der Firma Alter-nativ Wohnen (ANW) und deren Prokurist.

Die ANW organisiert in Haan, genauer sagt im Haus am Bandenfeld 106, die „erste freie und selbstbestimmte Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz“, erläutert Bohlmann. Werden Menschen pflegebedürftig, können sie ambulant — also zu Hause oder in einer Wohngemeinschaft — oder stationär in einem Heim oder Krankenhaus betreut werden.

Fällt die Entscheidung zugunsten einer ambulanten Betreuung in einer Wohn- oder Hausgemeinschaft, werden Vermietung und Pflege oft aus einer Hand angeboten. „Sind die Angehörigen dann beispielsweise mit dem Pflegedienst unzufrieden, können sie den nicht wechseln“, sagt Bohlmann. „Bei uns sind die Mieter Herr im Haus“, das zu betonen, ist ihm wichtig.

Sein Unternehmen schließt mit jedem Mieter, beziehungsweise deren gesetzlichem Betreuer, einen Mietvertrag ab. Damit aber dann nicht Mitarbeiter von neun verschiedenen Diensten durch die WG-Räume laufen, schließen sich die Angehörigen zu einer Auftragsgemeinschaft zusammen und „einigen sich demokratisch auf einen Pflegedienst“, beschreibt Bohlmann den Idealfall. Dieser Pflegedienst ist dann mit geschulten Mitarbeitern rund um die Uhr vor Ort, die versuchen, die Mieter soweit es geht in den Alltag einzubeziehen.

Das Unternehmen ANW arbeitet vorwiegend mit großen Wohnungsbaugesellschaften zusammen. In Haan ist es die Firma Sahle Wohnen, mit der die ANW einen Generalmietvertrag abgeschlossen hat. Sahle Wohnen baut die Räume barrierefrei und WG-tauglich mit Badezimmern, Küche und Gemeinschaftsräumen um und dann vermietet die ANW sie weiter — mit einem entsprechenden Aufschlag auf die Kaltmiete.

„So finanzieren wir uns“, sagt Bohlmann. Zwischen 300 und 350 Euro kostet die Kaltmiete für ein Zimmer in der WG — je nach Größe. Hinzu kommen Nebenkosten und Instandhaltung, Haushaltskosten, Verbrauchsgüter, Ausstattung sowie die Kosten für Pflege und Betreuung. Funktioniert das Zusammenleben von neun Menschen, die sich gar nicht kennen? „Das funktioniert sogar sehr gut“, versichert Bohlmann.

„An Demenz erkrankten Menschen sind im Umgang mit sich viel großzügiger.“ Dann räumt er doch ein, dass die Gemeinschaft sich finden muss. „Das funktioniert nicht von heute auf morgen.“ Aber wenn es funktioniere, sei es ein Zusammenleben wie in einer Großfamilie.

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