Mord an Peter Hupertz wird nicht vergessen

1934 haben die Nazis den Erkrather Peter Hupertz enthauptet. Seit Montag erinnert ein Stolperstein an das Verbrechen.

Erkrath. Minus acht Grad Celsius. 60 Frauen und Männer, zahlreiche Jugendliche, einige Vertreter von Politik und Verwaltung haben sich vor dem Haus am Rathelbecker Weg 11 versammelt. Vor einigen Jahren wurden dort noch Getränke verkauft, die Werbung dafür hängt immer noch an dem Haus. Es fällt schwer, sich vorzustellen, was in dieser Straße vor gut 80 Jahren passiert ist, die Stimmungen nachzuempfinden, die damalige politische Lage nachzuvollziehen.

Autos fahren vorbei, dem Fahrer eines Kleintransporters geht es nicht schnell genug, er hupt, die Versammelten schauen kurz auf, dann aber hören sie wieder zu. Den Blechbläsern der Jugendmusikschule, den Worten der stellvertretenden Bürgermeisterin Edeltraud van Venrooy und vor allem die 18-jährige Anna Bohlen und Belén Alvarez (17) aus der zwölften Jahrgangsstufe des Gymnasiums am Neandertal. Sie berichten, warum an diesem kalten Montagmorgen der fünfte Stolperstein im Erkrather Stadtgebiet symbolisch verlegt wird.

Der kleine Stein mit der glänzenden Platte aus Messing erinnert an Peter Hupertz. Im Alter von 37 Jahren wurde er im Hof der Strafanstalt Ulmer Höh mit dem Beil enthauptet. Er soll am 20. Juni 1932 an dem Mord an SS-Scharführer Kurt Hilmer beteiligt gewesen sein.

An diesem Tag wurde die Geschäftsstelle der NSDAP am Rathelbecker Weg überfallen — vermutlich von KPD-Anhängern aus Gerresheim. In der folgenden Auseinandersetzung fielen mehrere Schüsse, Hilmer wurde getroffen und starb.

Der Erkrather Peter Hubertz, in der katholischen Kirche getauft, im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, war wahrscheinlich gar nicht an dem Vorfall beteiligt. Die Polizei ermittelt, nachweisen kann sie weder ihm noch anderen unter Verdacht stehenden Erkrathern eine Beteiligung an der Tat.

„Der Mord und seine Aufklärung bewegten sich zu diesem Zeitpunkt noch im Rahmen eines Rechtsstaates, was sich nach dem 30. Januar 1933 jedoch drastisch ändern sollte“, sagte Belén Alvarez. Denn die Nazis erlassen die sogenannte Reichtagsbrandverordnung, die ihnen nun ein willkürliches Vorgehen gegen Widersacher und politische Gegner ermöglicht. Der Fall Hupertz wird neu aufgerollt.

Am Ende werden sieben Gerresheimer und die Erkrather Emil Schmidt, Otto Lukat und Peter Hupertz angeklagt. Die Gerresheimer werden zur lebenslanger Haft verurteilt, die Erkrather werden hingerichtet. Am Morgen des 27. März 1934.

„Peter Hupertz steht mit seinem Tod als Beispiel für viele, die unter dem nationalsozialistischen Terrorregime willkürlich ermordet wurden“, sagte Anna Bohlen. „Solche Grausamkeiten, an Menschen verübt, dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Unsere Aufgabe und die der folgenden Generationen ist es, die Erinnerung zu erhalten und sie als Mahnung zu verstehen, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu schützen.“

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