Paul Kirchhof ist der 50. Redner. Und er begeistert die 300 Gäste in der ausverkauften Aula. Der ehemalige Verfassungsrichter ist bekannt, spätestens seit er im Wahlkampf 2005 als möglicher Finanzminister von Angela Merkel antrat. Der Jurist nimmt kein Blatt vor den Mund, rechnet vor, dass Deutschland keine Zukunft hat, wenn nicht mehr Kinder geboren werden und das Steuersystem vereinfacht wird.

Was im Wahlkampf Kirchhofs Nachteil war, ist in Krefeld seine Stärke: Klare, anekdotenreiche Sprache, schonungslose Ehrlichkeit und intellektuelle Schärfe.

Die Niederlage aus dem Wahlkampf sitzt noch tief, das ist zu spüren. "Der Wahlkampf war auf Desinformation ausgerichtet. Man muss den Beteiligten einen Schuss Unzurechnungsfähigkeit unterstellen", sagt er.

Kirchhof fordert Reformen: Wahlrecht für Kinder, Parteien sollen versprechen, mit wem sie nach der Wahl koalieren, der Staat soll Steuern senken und Subventionen streichen. Die Krefelder lauschen gebannt, raunen zustimmend, applaudieren.

So sind Moltkeforen. Hier sprechen kluge Köpfe Wahrheiten aus. So wie Udo Steinbach, der frühere Leiter des Deutschen Orient-Instituts. Sein Thema war der "Krisenherd Naher Osten" - vier Tage vor dem 11. September 2001. Oder Michel Friedmann: Sein Vortrag wurde von Rechtsradikalen gestört.

50 kluge Köpfe hat Wolfgang van Randenborgh nach Krefeld geholt - ohne Honorar, aber mit Geduld und Hartnäckigkeit. "Man muss immer wieder höflich fragen", sagt er. Für diese Leistung hat die Schule ihm eine Torte und ein Werbeplakat für ein Moltke-Forum mit ihm als Redner geschenkt. Er revanchiert sich auf seine Weise: Im Herbst kommt Jan Philipp Reemtsma.