Stadteil-Check Gellep-Stratum: „Das Dorf“, in dem sich die Nachbarn noch kennen

Markus Kreutz kann sich nichts Schöneres vorstellen, als in Krefelds ältestem Stadtteil zu leben.

Krefeld. Wenn es in Gellep-Stratum vor 38 Jahren ein Krankenhaus gegeben hätte, Markus Kreutz wäre dort geboren, so viel ist sicher. Weil dem nicht so war (und natürlich immer noch nicht so ist), musste er in Lank zu Welt kommen. Seiner Liebe zum Stadtteil im Osten der Stadt, der seit 1929 zu Krefeld gehört, hat das jedenfalls nicht geschadet: "Gellep-Stratum, das ist mein Dorf", sagt Markus Kreutz.

"Dorf", das meint der 38-Jährige keineswegs abwertend. Die quartalsweise erscheinende Informationsschrift des Bürgervereins heißt "Unser Dorf", und Kreutz findet das ganz treffend für das ländlich gelegene Stück Krefeld, das überwiegend aus Einfamilien-Eigenheimen besteht. Da kennt - fast - jeder jeden. Auf der Straße ein Plausch, das ist Normalität. Dorfcharakter eben. "Die Nachbarschaftspflege spielt eine große Rolle. Egal, in welcher Ecke Gellep-Stratums ich bisher gelebt habe, war die Nachbarschaft immer sehr gut", sagt Kreutz, der gerne auch mal schlicht von "Stratum" spricht.

Womit die Frage zu klären wäre, wo genau eigentlich Gellep und Stratum aneinanderstoßen. Kreutz zeigt hinaus auf seinen Garten am Tacitusweg und grinst: "Hier geht genau die Grenze durch." An der Legionstraße, hat er sich überlegt, könnte man eigentlich mal mit einem Schild auf diese unsichtbare Grenze hinweisen. Denn: "Viele meinen: Links von der Düsseldorfer Straße ist Gellep, rechts Stratum. Aber das stimmt so nicht."

Der älteste Krefelder Stadtteil ist eigentlich zwangsweise dreigeteilt worden, was so manchem Bewohner aufstößt. Das liegt zunächst einmal an der Trasse der Hafenbahn, die einen stattlichen alten Teil einfach abgetrennt hat. Dann kam die Umgehungsstraße. Die Fegeteschstraße zerschneidet ebenfalls Legion- und Gelleper Straße - wohl dem also, der weiß, wo welche Hausnummer zu finden ist.

So kommt es nicht von ungefähr, dass Markus Kreutz lange nicht mehr am Römer-Kastell war. Als er mit der WZ die Bahngleise überschritten hat, blickt er in Richtung des Hafenwendebeckens und dabei auf knöchelhohes Gras und die Hinterlassenschaften einer Gruppe Feiernder. "Hier müsste eigentlich was passieren", murmelt der 38-Jährige und überlegt, das Thema bei der nächsten Vorstandssitzung des Bürgervereins anzuschneiden. Dort ist er Beisitzer.

Überhaupt engagiert er sich im Gellep-Stratumer Vereinsleben, denn genau das macht für den in Düsseldorf arbeitenden Berufsfeuerwehrmann "seinen" Stadtteil aus. So ist er in der Löschgruppe tätig und unterstützt auch die Jugendfeuerwehr. Außerdem engagiert sich Markus Kreutz als Geschäftsführer des Vereins für Jugend- und Kinderhilfe. Der "Juki-Treff" ist zweimal die Woche geöffnet - auf dem Alten Schulhof an der Legionstraße, der für den 38-Jährigen der Dorfplatz des Ortes ist. Denn dort finden mittlerweile viele Veranstaltungen statt, und dort ist auch das Gerätehaus der Feuerwehr. Ein Fleckchen, das Kreutz sehr wichtig ist im Stadtteil.

Der Hafen mit seinen Geräuschen, Gerüchen und dem Verkehr bereitet den Gellep-Stratumern nicht immer Freude. Dafür schwärmt Markus Kreutz über den nahe gelegenen Rhein: "Ab aufs Rad, und nach einigen Kilometern ist man da und hat schon ein bisschen Strandfeeling", sagt er. Und damit ist er beim Thema Natur: "Es gibt so viele Grünflächen im Dorf und um Gellep-Stratum herum." Das kommt ihm vor allem dann zugute, wenn er mit den beiden Hunden, Frau und Kind zum Spaziergang aufbricht: "Dann muss man nicht gleich einen Gewaltmarsch auf sich nehmen."

Es gab einen Abschnitt im Leben des Stratumers, da überlegte Markus Kreutz, nach Geldern zu ziehen. "Ich bin froh, dass ich hiergeblieben bin."

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