WZ-Bus: Krefelder sind entsetzt über Friedhof-Diebstähle

Der Diebstahl von Grabschmuck ist kein Einzelfall.

Krefeld. Die letzte Ruhe ist zu würdigen - so sagt es der menschliche Verstand. Aber die Fälle von Grabschändung häufen sich. Pflastersteine, Sträuße und Vasen werden zu Diebesgut. Das ist das traurige Ergebnis des WZ-Busses am Bockumer Friedhof.

Ingrid Steinmetz ist Opfer eines Diebstahls auf dem Friedhof geworden. Einen Tag nachdem sie eine Hibiskuspflanze auf das Grab ihres Mannes gestellt hat, ist diese weg. "Wie kann man nur so pietätlos sein", fragt sie und fordert Wachpersonal. " Es gibt genug Arbeitslose in Krefeld, die das machen könnten." Aus Angst vor einem Übergriff betritt Steinmetz nur noch ohne Bargeld die Ruhestätte.

Walburg Hoenen kennt das Problem schon seit langem. Bereits im Jahre 1991stahlen Diebe die Grableuchte aus Bronze von dem Grab ihrer Eltern. Eine Anzeige bei der Polizei führte damals ins Leere. Ob ein Friedhofswächter etwas bewirken kann, weiß sie nicht. "Die Friedhofsgärtner hier passen ja schon auf", so Hoenen. Steinmetzmeister Daniel Franzen rät, Vasen und Grablaternen mit Beton zu festigen, was er auch anbietet.

Maria Krautwurst hat einen Verdacht, wie die Langfinger bei ihren Taten vorgehen: "Einmal in der Woche, so zwischen 18 und 19 Uhr schlagen die Diebe zu." Sie fordert die Stadt auf, Aufseher auf der Friedhofsanlage zu beschäftigen. Vom Grab ihrer Verwandtschaft werden seit Jahren immer wieder Dekoration und Blumen gestohlen. Ihr Schwiegersohn hat daher bei der Polizei Anzeige erstattet.

Edeltraut Peter beobachtet ebenfalls verdächtige Personen. Ihr wurden schon vor einigen Jahren eingepflanzte Christrosen entwendet - "einfach rausgerissen". Hardy Fuhr hat ein Muster ausgemacht: "Am Wochenende kommen meist frische Blumen abhanden, wahrscheinlich kann man sie dan gut weiter verkaufen", vermutet er. Eine Lösung wäre der unregelmäßige Einsatz von einem Wachdienst und das als Service von der Friedhofsverwaltung.

Der Friedhofsgärtner Elmar Femers kennt das Problem. Oft kommen aufgebrachte Angehörige zu ihm und berichten von den dreisten Diebstählen. Dabei variiert die Häufigkeit der Übergriffe oft stark. Es gebe einige, denen so etwas jede Woche wiederfährt, aber auch jene, die bis jetzt verschont geblieben sind. Ihm ist bewusst, dass dagegen nur schwer vorgegangen werden kann. "Aufseher würden wohl kaum etwas bringen. Die Leute können nicht erkennen, ob Räuber oder doch Angehörige sich an den Gräbern zu schaffen machen. Es geht meistens alles ganz schnell", gibt er zu bedenken.

Femers glaubt, dass Wächter höchstens eine abschreckende Funktion erfüllen, auf keinen Fall aber würden sie die Täter überführen können. Einen Tipp für Angehörige hat er aber: "Besonders an Allerheiligen sollten die Besucher wachsam sein. Dann wird am meisten geklaut". Klara Lootz fällt auch auf, dass es sich jedes Jahr zur gleichen Zeit häuft. Am Todestag meines Mannes pflanzte ich Alpenveilchen - die schönsten waren zwei Tage später weg. Dieses Jahr hat sie die anstatt dessen Stauden gewählt. Sie habe keine Angst vor en Dieben.

Hannelore Tröstrun kann das bestätigen und fügt hinzu: "Zum Geburtstag meiner Mutter habe ich morgens einen Strauß gebracht, nachmittags war er weg - mit den Vasen!" Diese lagen Tage später wieder auf dem Grab. Dieses Jahr bringt sie am Todestag ihres Mannes keine Blumen mehr ans Grab.

Hannelore Neuke hat einen Dieb auf frischer Tat ertappt: "Seine Aussage war, er hätte kein kein Geld." Aber das ist für die Betroffenen keine Entschuldigung. Neuke fragt "Was sind das für Menschen?" Ferdinand Gantenberg wurden Randsteine und mehrmals Vasen geklaut. Er hat dann "Gestohlen bei Gantenberg" auf die neuen Vasen geschrieben. "Seither wurden keine mehr gestohlen", sagt er. Den Diebstahl seiner Azaleen-Sträucher zeigte er an, aber das Verfahren wurde eingestellt.

Anna Reif pflegt seit diesem Jahr das Grab eines Angehörigen, von dem noch nichts verschwunden ist. "Trotz der vielen Kleinigkeiten, die ich hier auf dem Grab stehen habe", sagt sie. Dennoch ist sie verärgert und verständnislos. "Das ist schon allerhand wenn man sich an dem Grab eines Fremden bedient".

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