Er läuft für sein Leben gern

Der 75-jährige Karl Adam verpasst keinen Wettkampf, räumt viele S iege ab und hat große Ziele.

Fischeln. Sport hält fit, das ist bekannt. Dass auch Ältere keine Scheu davor haben müssen, spät mit körperlicher Betätigung anzufangen, beweist der Ur-Fischelner Karl Adam - indem er an jedem Leichtathletik-Wettkampf teilnimmt und dabei alle Altersgenossen schlägt.

Er ist lieber allein als unter vielen Menschen. "Beim Laufen muss ich nicht in einem stickigen Fitnessstudio hocken, in sich dem Menschen zusammengepfercht keuchend abmühen", begründet er seine Vorliebe zum Sport auf der Bahn.

Adam spürte schon immer den Drang zum Sport, "hatte aber wegen meiner fünf Kinder nie Zeit dafür. Einer musste ja dafür sorgen, dass sie was auf dem Teller hatten." Mit 52 Jahren entdeckte er das Laufen für sich - per Zufall. Bei einem Kuraufenthalt sollte er auf einem Fitnessrad für die Gesundheit strampeln. "Die Luft war so dick, dass man sie zerschneiden konnte. Ich weigerte mich, mich nochmal da drauf zu setzen", erinnert er sich. Der Arzt schlug ihm vor, statt dessen draußen zu laufen. "Das war der Beginn einer großen Leidenschaft."

Er blieb auch nach der Kur dabei und steigerte sich von drei auf fünf, dann auf zehn Kilometer bis zum Halbmarathon. Dabei ist er hart zu sich: "Wenn man einmal dran ist, versucht man durchzustehen." Bei einem Lauf wäre er fast zusammengebrochen, wollte aber schnell nach Hause und schleppte sich zum Auto - hat erstmal vier Stunden geschlafen und zwei Wochen Laufpause eingelegt.

Erst mit 59 Jahren kam Adam zum Fischelner Turnverein 1905 - er wurde regelrecht angeworben, denn durch seine Erfolge bei den vielen Volksläufen haben sich herumgesrpochen. "Mindestens hundert habe ich gewonnen." Ein Jahr später ist er dann eingetreten. Er bereut es, so spät auf die Leichtathletikbahn gekommen zu sein. "Früher hätte ich Spitzenzeiten laufen können. Etwa eine 40er Zeit auf zehn Kilometern." Er meint, dass er sein Pulver bei den Volksläufen verschossen hat. "Früher habe ich auch keine Mineralien genommen", fügt er hinzu. Heute brauche er längere Ruhezeiten. Anfangs hat er er er drei Läufe hintereinander an einem Wochenende bestritten. "Heute schaffe ich nicht mehr als zwölf Kilometer", sagt er wehmütig.

Obwohl er Leistungsverlust beklagt, ist seine Verfassung ungewöhnlich für einen 75-Jährigen. Mit dem Kraftraining hat er früher als mit dem Laufen angefangen. "Mir ist wichtig, alleine zu sein. Die Hantelbank steht bei mir zu Hause." Kegelklub und Schützenverein sind gar nichts für ihn. Für Menschen in höherem Alter, die sich gar nicht bewegen, hat er kein Verständnis. "Wenn ich auf der Bahn umkippe, was kann es Schöneres für mich geben?"

Der Fischelner hat ein enormes Durchhaltevermögen und lässt sich nicht von seinen Zielen abbringen. "Ich habe zwanzig Jahre lang auf den Sieg der Berglaufmeisterschaft hingearbeitet - jetzt habe ich ihn vor kurzem in Meschede-Calle geholt", verkündet er stolz. Das Schlussfahrrad des Roten Kreuzes war zwar die ganze Zeit auf der 9,7 Kilometer langen Strecke mit 303 Metern Höhenunterschied hinter ihm und er wurde schon gefragt ob er aufgeben will - "aber das stehe ich auch noch durch", entgegnete er dem Streckenposten trotzig.

Das nächste Ziel hat er bereits vor Augen: die deutschen Bergmeisterschaften in Furth - "die werde ich auch noch erreichen", verspricht er und man glaubt es ihm. Mit 80 muss er auch keine Zeit-Qualifikationen mehr erfüllen.

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