Ohne Stahl ist Stahldorf tot

Nachbarn appellieren an den Vorstand von Thyssen Krupp: Erhaltet den Standort!

Krefeld. Murat Simsek, Fabian Reuter und Onur Özkaya verbindet einiges: Sie wohnen in Stahldorf und sie kommen jetzt ins dritte Lehrjahr bei Thyssen Krupp-Nirosta. Und sie möchten nach ihrer Azubi-Zeit länger als nur die beiden garantierten Gesellenjahre im Stahlwerk arbeiten. Zusammen mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des örtlichen Fördervereins für Kinder- und Jugendarbeit, Norbert Kalwa (auch TKN-Betriebsrat) befestigten sie gestern Mittag über dem Eingang des Jugendzentrums Stahlnetz gleich gegenüber Tor 2 ein Transparent: "Wir Stahldorfer fordern den Erhalt unseres Stahlwerkes."

Am 4. September wird der Vorstand in Duisburg Einzelheiten zum weltweiten Konzernumbau verkünden. Auch wenn es "positive Signale" (Kalwa) gibt, geistert durch den Stadtteil immer noch die Angst, die Flüssigphase könnte vielleicht doch noch aufgegeben werden. "Daran hängen letztlich 1000 Arbeitsplätze - bis hin zur Werkfeuerwehr und zur Verwaltung", so Kalwa. Von den rund 5500 Einwohnern Stahldorfs hängen 40 bis 50 Prozent vom Stahlwerk ab. "Ohne das ginge der Ort den Bach ’runter, wäre die ganze Infrastruktur tot." Mit dem Transparent und T-Shirts im alten "Edelstahl-Blau" wollen die Nachbarn der Vorstandsetage signalisieren: "Wir stehen hinter dem Werk".

Stahldorf braucht das Stahlwerk - auch dessen soziales Engagement. "Wir sind auch auf die Spenden von TKN angewiesen", erklärt Carola Ponzelar-Reuters, die Vorsitzende des Fördervereins, der zu den Stadt- und Landeszuschüssen immerhin 6000 bis 7000 Euro im Jahr für die Jugendarbeit "schnorren" muss. 30 bis 40 junge Leute von sechs bis 26 Jahren werden hier nachmittags von einer Diplom-Pädagogin betreut.

TKN betreibt auch die Lernwerkstatt in der Hauptschule: Dort kann sich ein Ausbilder schon geeignete Kandidaten für die eigentliche Ausbildung herauspicken. Auch für den Kindergarten ist Thyssen Krupp-Nirosta der größte Sponsor. Und die Arbeiten der Lehrwerkstatt sind schon lange an vielen Stellen der Stadt gern gesehen.

Kalwa und auch Volker Holz vom Bürgerverein legen Wert auf die Feststellung, dass die Nachbarschaftsdialoge inzwischen hervorragend ankommen. Für den Umweltschutz seien inzwischen über 8,5 Millionen Euro ausgegeben worden. Ein weiterer Lichtblick: Von den 2300 Mitarbeitern muss im Augenblick keiner mehr kurzarbeiten.

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