Mönkemeyer musiziert mit den Sinfonikern

Der gefeierte Solist spielt beim Sinfoniekozert.

Mönkemeyer musiziert mit den Sinfonikern
Foto: Susanne Diesner

Vor-Urteil ist die häufigste Rechtsprechung, sagt man. Und nichts hält sich hartnäckiger, verbreitet sich schleichend und ungeprüft, hat die Eigenschaft resistent zu sein gegenüber neuen Erkenntnissen. An solchen Vorurteilen hat Anton Bruckners musikalisches Vermächtnis über seinen Tod hinaus gelitten. Erst nach und nach erkannte man die wahre Größe dieses Komponisten. Die sechste Sinfonie des Meisters, die im zweiten Sinfoniekonzert der Niederrheinischen Sinfoniker aufgeführt wird, war da keine Ausnahme. Zunächst wurden von den Wiener Philharmonikern nur die Mittelsätze aufgeführt.

Danach stürzten sich die berühmtesten Brucknerkritiker auf das Werk: „Seiner Phantasie fehlt Logik. Sein Adagio klingt wie ein Traum, den irgendein Meister, meinetwegen der Meister selbst, von dem Schlussduett im Siegfried und den Meistersingern gehabt hat. Zu dem Scherzo in a-Moll ein näheres Verhältnis zu gewinnen ist uns nicht gelungen: Die Tongespenster, welche darin umherstreichen, machen es gar zu toll: Als hätten Wolfsschlucht und Walpurgisnacht sich ein Rendezvous gegeben . . .“ Und dabei ist gerade das Adagio mit seinem weitgespannten Ausdrucksgehalt das Herzstück der sechsten Sinfonie und vielleicht das schönste Adagio Bruckners überhaupt. Zugegeben — etwas von Mendelssohns Geist kann man im dritten Satz erahnen, hat der Komponist ja auch erwähnt, dass es sich um seine „keckste“ Sinfonie handelt. Zunächst nicht verstanden und erst nach seinem Tod von der Musiköffentlichkeit richtig wahrgenommen wurde der isländische Komponist Jón Leifs (1899 bis 1968). Seine Tondichtung „Geysir“ schildert isländische Naturereignisse, für welche er eine sehr eigene Tonsprache gefunden hat und uns unmittelbar ein Hörerlebnis zu bieten weiß. Die majestätische und ursprüngliche Tonsprache hat eine gewisse Verwandtschaft mit Bruckner, weshalb beide Werke sich im Konzert sogar ergänzen können.

Dass die Bratsche als Soloins-trument in der Wahrnehmung der Konzertbesucher wieder einen höheren Stellenwert eingenommen hat, liegt bestimmt auch am Wirken von Nils Mönkemeyer — einem international gefeierten Solisten. Sein berührender Ton und unmittelbarer Musizierstil gibt dem Concerto for Viola von William Walton eine selten gehörte Farbigkeit. Die Musikliebhaber am Niederrhein sollten sich die Gelegenheit, diesen ausgezeichneten Künstler in ihren Konzertsälen hören zu können, nicht entgehen lassen.

“ Dienstag, 24., und Freitag, 27. Oktober, 20 Uhr, Seidenweberhaus, Theaterplatz 1, Konzerteinführung: jeweils um 19.15 Uhr. Konzertkarten sind erhältlich an der Theaterkasse am Theaterplatz, Telefon 805 125, [email protected] Konzerttag an der Abendkasse oder online unter:

theater-kr-mg.de

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