Heimatfest Alles in Butter – Woher der Bottermaat seinen Namen hat

Krefeld · Die Hülser Landfrauen geben mit ihrem traditionellen Handwerk dem beliebten Hülser Stadtteilfest seinen Namen. Auch in der 43. Auflage schlagen sie wieder von Hand frische Butter.

 Die Landfrauen Birgit Huberg (r.) und Kirsten Decku zeigen das Butterfass, in dem die Butter geschlagen wird. 

Die Landfrauen Birgit Huberg (r.) und Kirsten Decku zeigen das Butterfass, in dem die Butter geschlagen wird. 

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Ein altes Butterfass aus Holz, alternativ mit Stampfer oder Rührflügeln ausgestattet, und frischer, mit Buttermilch angesäuerter Rahm aus Kuhmilch – mehr braucht es nicht, um leckere „joe Butter“ herzustellen. Außer natürlich Muskelkraft, denn der Rahm muss rund eine halbe Stunde lang von Hand geschlagen werden, bis er als Delikatesse auf frischem Landbrot verkostet werden kann.

Birgit Huberg (45) präsentiert am Sonntag zusammen mit Schwester Kirsten Decku (47) und vier weiteren Landfrauen das traditionelle Handwerk auf dem Hülser Platz am Ende der Konventstraße. Dieser Platz heißt von Alters her Bottermaat, weil die heimischen Bauern dort einst ihre Milchprodukte verkauften.

Als der Hülser Werbering vor 43 Jahren das gleichnamige Fest initiierte, fragte er bei den Landfrauen nach, ob sie auf einem Stand ihr Handwerk vorführen würden. „Wir wollten“, berichtet Bäuerin Agnes Schmitter als Landfrau der ersten Stunde und Mutter von Birgit Huberg und Kirsten Decku.

Die Schwestern verstehen sich als Frauen vom Land

Die 70-Jährige lebt noch heute auf ihrem Hof in Orbroich, einem Ortsteil von Hüls, ebenso wie auch Tochter Birgit mit Familie. Tochter Kirsten ist erst vor sechs Jahren mit ihrer Familie von dort ins benachbarte Hüls gezogen. Landwirtschaft wird auf dem Hof heute nicht mehr betrieben. Huberg arbeitet als Erzieherin in Hüls, Decku als Physiotherapeutin in Kempen. Lange Jahre haben sie allerdings auf dem elterlichen Hof bei der Milchwirtschaft mitgeholfen und verstehen sich gerne als „Frauen vom Land“.

Als die Eltern fragten, ob sie den Hof übernehmen wollen, haben sie sich beruflich anders entschieden. Ihr Grund: „Es wird immer schwerer, von einem Hof auskömmlich zu leben.“ Ihre Leidenschaft für die Milchwirtschaft leben sie seitdem nur noch beim Bottermaat aus. „Es macht viel Spaß, das alte Handwerk vor staunenden Gästen zu demonstrieren.“

Mit Tochter Mara Decku (20) ist inzwischen schon die dritte Generation im Einsatz. Die Besucher des Festes dürfen mitmachen. „Vor allem die Kinder helfen gerne und sind willkommen beim anstrengenden Rühren der Butter“, berichten die Landfrauen. „Ältere Besucher, die die traditionelle Herstellung noch kennen gelernt oder im Tante-Emma-Laden frische Butter erstanden haben, wissen den exklusiven Geschmack zu schätzen.“

Zu bewundern gibt es am Stand noch eine alte Knetmaschine, mit der die restliche Buttermilch entfernt wird. Zurück bleibt Molke, die früher an Tiere verfüttert wurde. Der Süßrahm kommt heute nicht mehr aus dem eigenen Hof, sondern wird bei einer Molkerei erworben. 180 Liter Rahm werden am Sonntag zu Butter verarbeitet. Die kann dann vor Ort verkostet oder als 250-Gramm-Stück erworben werden.

Gründungsmitglied Agnes Schmitter gehört noch immer dem Verein der Hülser Landfrauen mit insgesamt 64 Mitgliedern an. Doch echte Bäuerinnen sind unter den sechs aktiven Landfrauen selten geworden. In Hüls ist der Bottermaat auch Programm und ein authentisches Gemeinschaftswerk geblieben, an dem sich Händler, Bürger, Vereine und Organisationen beteiligen. Das drohte zwischenzeitlich einmal auseinander zu driften, sei aber dank Mithilfe des organisierenden Werberings heute wieder ganz das alte beliebte Bürgerfest, stellt Decku zufrieden fest. Huberg und Decku leben den Gemeinsinn vor.

Die Schwestern sind echte Vereinsmenschen und außer bei den Landfrauen beim Hülser SV und beim Sechserrat aktiv. So trifft sich die Hülser Gemeinde mit Gästen aus der Umgebung bei „garantiert gutem Wetter“ im historischen Ortsteil zu einem vielseitigen Programm. Keine weiß das zuverlässiger als Agnes Schmitter: „Es hat in all den Jahren selten, aber nie durchgehend geregnet. Einmal war es sogar so heiß, dass wir die Butter flüssig verkauften.“

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