Irgendwo zwischen zwei Welten

Bei der Lesung in der Heeder gibt Deva Manick Einblicke in sein Leben.

„Das Essen und die Sprache“ — nur diese beiden Dinge aus der tamilischen Kultur hat Deva Manick mit in sein heutiges Leben genommen. In der Fabrik Heeder hat der 31-Jährige aus seiner Autobiografie „Im Glashaus gefangen zwischen zwei Welten“ kurze Passagen vorgelesen und beschrieb immer wieder Szenen, die er als Kind oder Jugendlicher erlebt hatte.

Eingeladen hatte das Kommunale Integrationszentrum zusammen mit der Zentrale für Beschäftigungsförderung. Die Veranstaltung wurde vom Landesprojekt „NRWeltoffen“ gesponsert. Dabei waren sowohl Fachkräfte aus der pädagogischen Arbeit als auch Ehrenamtliche sowie Lehrer und Jugendliche im Kontext „Schule ohne Rassismus“.

Deva Manicks Eltern flüchteten aus Sri Lanka während des Bürgerkriegs nach Deutschland. Er wurde 1987 geboren und lebte zusammen mit seinen Schwestern bis zum 19. Lebensjahr in einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete. „Meine Eltern blieben im Kopf immer in Sri Lanka“, sagt Manicks. Die deutsche Kultur sei ihnen fremd geblieben. Die Kinder wurden abgeschirmt und lebten mit Verboten. Die Teilnahme an Klassenfahrten oder Partys war verpönt, Schläge als Erziehungsmittel an der Tagesordnung.

Eine Konfliktlösungsstrategie, die Deva Manick übernommen und im schulischen Umfeld ausgelebt hat. Das brachte ihm das Etikett eines „Schulrüpels“ ein. Sehr kritisch sieht er das Unvermögen seiner Eltern, die kindlichen Gefühle ernst zu nehmen. Dies sei eine Art „Seelenmord“ gewesen. Für ihn war der Bruch mit familiären Traditionen folgerichtig: „Ich wollte nicht weiter den Erwartungen entsprechen und nach dem Willen anderer leben.“

Die Selbstbestimmung als Ziel, diese Botschaft kommt für die Besucher der Lesung deutlich an. Sie war der Auftakt zu mehreren Veranstaltungen mit ähnlichem Schwerpunkt. Denn wie Jugendliche mit dem Spagat zwischen der Herkunftskultur und der deutschen klarkommen bleibe eine Frage, die weiterer Auseinandersetzung bedarf. Eine Strategie sei es etwa, sich den Frust von der Seele zu schreiben und bei Volljährigkeit eigene Wege zu gehen, sagt Manick.

Dass diese Wege in die Selbstständigkeit ganz unterschiedlich sein können, wurde durch den Beitrag einer jungen Besucherin klar: „Wir waren frei, uns zu entscheiden. Ich habe vieles aus der griechischen Kultur übernommen und in mein Leben in Deutschland eingebracht.“ Red

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