Verschwendung von Steuergeldern Glasdach: Kritik von Mario Barth perlt an Oberbürgermeister ab

Der Comedian wirft der Stadt Krefeld Verschwendung von Steuergeldern beim Glasdach vor und jongliert mit Zahlen.

Krefeld. Fernsehmoderator Jan Böhmermann soll wegen seiner umstrittenen Schmähkritik am türkischen Präsidenten Erdogan Kontakt zu Kanzleramtschef Peter Altmaier aufgenommen haben, berichtet Spiegel Online. Via privater Twitter-Nachricht bat Böhmermann demnach um „Berücksichtigung meines künstlerischen Ansatzes und meiner Position, auch wenn er streitbar ist“. Dass Deutschlands erfolgreichster Comedian Mario Barth den für sich auch gegenüber Krefelds Stadtspitze beansprucht, ist nicht zu erwarten. In einem eine Minute 48 Sekunden langen Beitrag hat Mario Barth in seiner gleichnamigen Sendung aufgedeckt, wie Krefeld Steuergelder verprasst: 20 Millionen Euro für die Ostwall-Haltestelle und 240 000 Euro Miete in sieben Jahren für eine Ampelanlage in Linn. „Skandalös!“ Skandalös?

Pointen müssen schnell kommen und Barths Fans lieben es auch mal unter der Gürtellinie. Da spielt es für die gespielte Empörung und den Applaus keine Rolle, dass die vermeintlichen Fakten so nicht stimmen. „Es wäre schön gewesen, wenn Mario Barth sich vorher an die Stadt gewandt hätte, wir hätten zur Sachaufklärung beitragen können“, lässt Oberbürgermeister Frank Meyer durch seinen Büroleiter Dirk Plaßmann ausrichten. So bleibe der Beitrag oberflächig und tendenziös. Ende des Kommentars.

Tatsache ist, dass für den gesamten Umbau der Haltestelle einschließlich Modernisierung der Technik, Baumaßnahmen im Untergrund, neue Schienen und Oberstromleitungen, der Fahrbahngestaltung und Glasdach etwas mehr als 20 Millionen Euro veranschlagt worden sind. Das Glasdach allein hat 3,28 Millionen Euro gekostet. Das Land hat die Baumaßnahme mit 9,2 Millionen bezuschusst. Dennoch erhitzt vor allem das neue Glasdach noch immer die Gemüter der Krefelder.

Ebenso wie die gemietete Ampel an der Düsseldorfer Straße. Die ursprünglich dort stehende Ampel ging 2009 nach 31 Jahren kaputt und war nicht mehr zu reparieren. Für die geplante Neuinvestition in Höhe von rund einer Million gab es im Rahmen des inzwischen wieder aufgehobenen Nothaushaltes kein Grünes Licht. 2017 soll die teure Leih-ampel nun endlich durch eine neue Anlage ausgetauscht werden. Barth hält dagegen: „Eine gleich gekaufte Ampel hätte sich schon 2030 bezahlt gemacht.“ Skandalös! Skandalös? Wer genauer nachrechnet, stellt fest, Zahlenspiele müssen ja nicht immer stimmen.

Für die Stadtspitze ist die Geschichte gegessen. Meyer wandte sich Freitag rasch wieder den wichtigen Themen zu: den derzeitigen Haushaltsberatungen in den Fraktionen. Für eine Krefeld-Krawatte als Souvenir für Mario Barth wird die Stadt kein Geld ausgeben. Barth wird das recht sein, lautet doch sein Programm: „Männer sind bekloppt, aber sexy!“ Skandalös? Nein, nur oberflächlich.

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