Ein Museum fürs Handwerk

Das Haus der Seidenkultur muss wachsen, um zu überleben. Die Vision: ein großes Gewerbemuseum für Krefeld.

Krefeld. Wer Krefeld im Internet ansteuert, kommt an dem Slogan nicht vorbei: Die "Stadt wie Samt und Seide" präsentiert sich selbstbewusst ihren potenziellen Besuchern. Doch vor Ort sind Zeugnisse der prunkvollen Industriehistorie schwer zu finden. "Die Behauptung füllt sich nicht mit Inhalt", sagt Hansgeorg Hauser. "Von Seiten der Stadt passiert so gut wie nichts."

Der Unternehmer ist Vorsitzender des Fördervereins Haus der Seidenkultur. Die ehemalige Paramentenweberei an der Luisenstraße ist einer der raren authentischen Orte, an denen Krefelds Geschichte erlebbar wird - dank privater Initiative. Doch was die Zukunft des Kleinods betrifft, ist Hauser skeptisch: "Ein kleines Industriedenkmal wie unseres kann sich nicht von alleine behaupten", sagt er. "Schon heute geht das nur mit Ehrenamtlern."

Für ihn ist klar: Das Museum muss wachsen, um dauerhaft Anziehungspunkt zu sein. Und da er als Unternehmer nichts von Denkverboten hält, hat er eine Vision entwickelt, für die er in Politik und Wirtschaft trommelt: Hauser möchte gemeinsam mit dem Handwerk ein Gewerbemuseum für Krefeld aufbauen. Es soll die Gewerke vorstellen, die Krefeld geprägt haben und bis heute prägen.

Um das umzusetzen, müsste man die Räume des Ausbildungszentrums Hansastraße nutzen, das die Metall-, Kfz- und Sanitär-Innung in unmittelbarer Nachbarschaft betreibt. Der riesige Komplex mit rund 3000 Quadratmetern Fläche wäre baulich relativ problemlos ans Haus der Seidenkultur anzugliedern.

Wichtig ist Hauser, dass dabei "kein weiteres totes Museum" entstünde: "Ich halte nichts von leblosen Exponaten und roten Ketten mit ’Bitte nicht berühren’." Ihm geht es nur teilweise um die Darstellung Krefelder Industriegeschichte, Hauser möchte ein Museum mit Bezug zur heutigen Arbeitswelt: "Es geht darum, junge Leute mit Ausbildungsberufen in Berührung zu bringen, Spaß zu vermitteln." Für das Handwerk sei das eine Chance.

In der Tat sieht Paul Neukirchen, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein, in den Vorschlägen "eine schöne, ambitionierte Idee". Allerdings sei es "viel zu früh", im Detail dazu Stellung zu nehmen - zumal Gespräche mit den Innungen, die das Zentrum betreiben, noch ausstehen. In diesem Punkt liegt offenbar die Krux des Projekts: Denn laut Neukirchen werden die Werkstätten weiter benötigt, an eine Verkleinerung oder Verlagerung sei nicht gedacht.

Hansgeorg Hauser will sich davon nicht bremsen lassen. "Man muss ja nicht sofort Millionen in die Hand nehmen. So etwas muss langsam wachsen." Und mit einer Idee fängt schließlich alles an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort