Bürger polieren ihr Viertel auf

Harken, Schleifen, Pinseln — Anwohner des Samtweberviertels verschönern den Alexanderplatz.

Bürger polieren ihr Viertel auf
Foto: abi

Krefeld. „Ich mache hier mit, damit der ansonsten so schöne Platz nicht vergammelt“, sagt Elke Heuell, die mit einer Schleifmaschine die Ziergitter rund um die Grünflächen des Alexanderplatz bearbeitet. Astrid Haas macht dasselbe, aber in Handarbeit. Varghese Rajesh ist mit Sohn Robin-Till (4), Ehefrau Zimi und Schwiegermutter Balachandian mit der Pflege der Rasenkanten beschäftigt, ebenso wie Manfred Stein und Michael Eichbaum, die später auch die Farbpinsel schwingen.

Rund ein Dutzend Anwohner und Nachbarn sind am Samstag dabei, unter dem Dach der Samtweber-Initiative ihren Platz aufzufrischen. Die Idee, mit der die Bonner Montag-Stiftung in die Stadt gekommen ist, sendet erste konkrete Impulse aus. In die Wiederbelebung und den Umbau der Alten Samtweberei auf der Lewerentzstraße sollten möglichst viele Nachbarn und Interessierte aus dem Viertel westlich des Westwalls einbezogen werden.

Im Rahmen eines Projektaufrufs wurden 27 ganz unterschiedliche Projekte eingereicht. Die Nachbarn des Samtweberviertels haben überlegt, welche Projekte den Zusammenhalt sowie das Erscheinungsbild und die Wahrnehmung des Viertels verbessern könnten. Im Juni wurden die Projekte öffentlich vorgestellt. Dabei vergab die Jury zwei Kategorien: „Klasse Idee“ für die Projektideen, die im Ansatz gut, aber noch weiter auszuarbeiten sind, und „Klasse Projekt“ für die Projekte, deren Umsetzung schon zeitnah starten kann.

Eines der „Klasse Projekte“ war die Aufhübschung des Alexanderplatzes, das Frank Schnewind eingebracht hatte. 300 Euro kamen für die Aktion von der Montag-Stiftung. Insgesamt vergab die Initiative Anerkennungspreise in Höhe von bisher 4000 Euro.

Frank Schneewind ist einer der Hausbesitzer am Alexanderplatz. Fast alle Gebäude rund um diesen Innenstadt-Platz stehen unter Denkmalschutz. Schneewinds Immobilie Nr. 15 war einst das Wohnhaus von Alexander Königs (1806-1882), der als Gastwirt und Ölmühlenbesitzer auf der heutigen Lewerentzstraße zum Namensgeber für Alexanderplatz und -straße wurde. Spätere Mieter in diesem prächtigen Haus waren u.a. der Schauspieler Matthias Brandt und die WDR-Moderatorin Heike Knispel. Auch die anderen Wohnhäuser wurden etwa Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut.

Schneewind zum Hintergrund der Aktion vom Samstag: „Ein Anstrich macht nicht nur neu, sondern vermittelt auch viele neue Kontakte. Entsprechend diesem Motto sind gemeinsame Anstreichaktionen angesagt, bei denen Zäune, Bänke, Grünflächeneingrenzungen in neuem Glanz erscheinen und dabei neue nachbarschaftliche Kontakte entstehen.“ Weil er für eine Aufwertung des alten Möhlendorp-Viertels sei, mache er in der Samtweberei-Initiative mit.

Rückblick: Alexander König schenkte gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Stadt Krefeld, genauer gesagt, den am Platz ansässigen Haus- und Grundbesitzern, den Innenplatz, der nicht zu bebauen war. Bei der Schenkung machte er der Stadt allerdings die Auflage, auf dem Platz eine Gartenanlage zu errichten. Der „neue“ Alexanderplatz wurde im September 1993 nach einjähriger Umbauzeit vom damaligen Oberbürgermeister Willi Wahl im Rahmen eines großes Platzfestes, das die Anwohner organisiert hatten, eingeweiht.

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