Hambacher Forst Polizei räumt Protestcamp und besetzte Häuser an Braunkohletagebau

Manheim · Erneut ist die Polizei in der Nähe des Hambacher Forstes im Großeinsatz: Ein erst Stunden zuvor aufgebautes Protestcamp wurde geräumt. Am Donnerstagmittag haben die Aktivisten das Protestcamp an einem neuen Ort aufgebaut.

 Erneut wird ein Protestcamp von der Polizei geräumt.

Erneut wird ein Protestcamp von der Polizei geräumt.

Foto: Juliane Kinast

Die Polizei hat am Mittwochabend starke Kräfte an einem Protestcamp von Braunkohlegegnern in Kerpen-Manheim in der Nähe des Hambacher Forstes zusammengezogen und mit einer Räumung begonnen.

Hundertschaften der Polizei waren noch gegen 23 Uhr im Einsatz. Aufnahmen einer WZ-Reporterin zeigen Polizisten, die Aktivisten nur mit Mühe wegtragen können. Mindestens eine Person war offensichtlich verletzt worden.

Das Bündnis „Ende Gelände“ hatte am Mittwoch sein angekündigtes Protestcamp auf dem alten Sportplatz des Dorfes Manheim aufgebaut.

Das Zeltcamp auf einem ehemaligen Sportplatz sei ohne Zustimmung des Energiekonzerns RWE auf RWE-Gelände errichtet worden, erklärte eine Polizeisprecherin in Aachen. RWE habe Strafantrag gestellt. Die Teilnehmerzahl wurde auf 150 bis 200 geschätzt.

Den Demonstranten sei angeboten worden abzuziehen, wenn sie die größeren Zelte des Camps zurückließen, damit sie nicht an anderer Stelle wiederaufgebaut werden könnten.

Aktivisten wollen Tagebau lahmlegen

Den Aktivisten, die für das Wochenende eine Blockade des Tagebaus planen, war zuvor eine Fläche in Jülich angeboten worden. „Die war für uns ungeeignet“, sagte „Ende Gelände“-Mitglied Daniel Hofinger am Mittwochnachmittag - sie sei zu weit vom Hambacher Forst und dem RWE-Tagebau entfernt und nicht an den Personenverkehr angebunden. „Allein am Freitag erwarten wir einen Sonderzug mit 1000 Personen“, so Hofinger weiter.

Am Donnerstagmittag hat „Ende Gelände“ das Protestcamp an einem neuen Ort – auf einem Privatgelände „einer solidarischen Person“ in Düren-Stepprath an der Stockheimer Landstraße aufgebaut.

Innerhalb weniger Stunden hatten 150 bis 200 Aktivisten die Zelte für das Camp, in dem am Wochenende mehrere tausend Menschen zusammenkommen sollen, aufgebaut. Workshops wurden geplant. Aber auch der Tagebau soll lahmgelegt werden.

Gewerkschaft will Verständnis für RWE-Mitarbeiter

Die Gewerkschaft IG BCE hat einen respektvolleren Umgang mit den Mitarbeitern des Energiekonzerns RWE gefordert. Im Ringen um den Hambacher Forst werde mit zweierlei Maß gemessen: „Aktionen von Waldschützern wird maximales Verständnis entgegengebracht, die Sorgen der Beschäftigten dagegen werden oft ausgeblendet“, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Michael Vassiliadis der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch). Die Mitarbeiter erlebten seit Jahren eine Bereitschaft zur Gewalt. In der Klimadebatte werde RWE behandelt, „als sei das Unternehmen ein Gegner der Gesellschaft“, sagte Vassiliadis.

Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte Anfang Oktober einen vorläufigen Rodungsstopp für den Hambacher Forst verfügt. Der Energiekonzern RWE wollte dort einen Großteil des verbliebenen Waldes abholzen, um Braunkohle zu fördern. Dagegen hatten die Waldbesetzer protestiert. In der Vergangenheit hatte es im Forst mehrfach gewaltsame Attacken auf RWE-Mitarbeiter und Polizisten gegeben.

Vassiliadis ist Mitglied der Kohlekommission, die sich am Mittwoch im Rheinischen Revier trifft.

Polizei räumt besetzte Häuser an Braunkohletagebau

Die Polizei räumt seit Donnerstagmorgen von Aktivisten besetzte Häuser am Rande des Braunkohletagebaus im Rheinischen Revier. Aktivisten, die die leerstehenden Gebäude im Kerpener Stadtteil Manheim seit letzter Woche besetzt halten, wollten die Häuser nicht freiwillig verlassen, wie die Polizei mitteilte. Die Besetzer seien zuvor mit Lautsprecherdurchsagen dazu aufgefordert worden.

Der Energiekonzern RWE als Eigentümer der besetzten Gebäude habe in der vergangenen Woche Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs bei der Aachener Polizei gestellt.

Das Dorf Manheim soll dem Tagebau weichen. Die Protestgruppe hatte ein beschriftetes Stofftuch an das Garagentor eines leerstehenden, gelb getünchten Hauses gehängt. „Manheim lebt. Hambi bleibt“, stand darauf. RWE hatte in einer Mitteilung von vier besetzten Häusern gesprochen.

Erst in der Nacht hatte die Polizei ein Protestcamp von Braunkohlegegnern in der Nähe des Hambacher Forstes geräumt.

(juki/red/dpa)
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