Zwei tote Säuglinge: Mutter in Haft

Die Beamten fanden auf dem Friedhof noch einen zweiten Leichnam, eine Fehlgeburt.

Düsseldorf. Der traurige Wendepunkt im Leben der Anfang Dreißigjährigen liegt fast zwei Jahre zurück. Im September 2011 erlitt sie zu Hause eine Fehlgeburt. Eine schwere krisenhafte Zeit begann, privat wie beruflich, von der sie sich offenbar nicht mehr erholte.

Den Fötus beerdigten sie und ihr Lebensgefährte, der Kindsvater, mit dem sie nicht zusammenlebt, damals in dem Grab einer nahen Verwandten auf dem Unterrather Friedhof.

Seit Dienstagabend wissen die Ermittler der Polizei, dass dieselbe Frau auch die Mutter des toten Säuglings ist, der am Montagmorgen auf dem Friedhof in Unterrath entdeckt wurde.

Und dass sie ihn selbst getötet hat. Eine Verwandte, die Pflegeberechtigte des Grabes, in welchem die Mutter ihre beiden Kinder bestattet hatte, brachte die Beamten auf die richtige Spur. Gegen die Mutter wird nun wegen Totschlags ermittelt.

Die Geschichte, die hinter dieser Tat steckt, war selbst für erfahrene Polizisten ein Schock. „Normalerweise sind die Kollegen froh, wenn sie ein Geständnis haben“, sagte Polizeisprecherin Susanna Heusgen gestern zu Beginn der Pressekonferenz. „Aber dieser Fall hat große Betroffenheit ausgelöst.“

Nach bisherigem Ermittlungsstand ist die Frau, die bereits zwei Kinder im schulpflichtigen Alter hat, erneut schwanger geworden. Hat ihren Zustand jedoch verborgen, vor ihrer Familie und den Freunden.

„Das Umfeld hat keinen Verdacht geschöpft“, sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa am Mittwoch. „Ihr Körperumfang hatte sich ohnehin verändert, weil sie Cortison nehmen musste“, erklärte Kumpa.

Im März dieses Jahres bekam die Frau plötzlich starke Schmerzen. Den Grund dafür erahnte sie, war laut Staatsanwaltschaft jedoch nicht in der Lage, damit rational umzugehen. Sie war allein zu Hause und ließ sich ein Bad ein. Dann betrat jemand die Wohnung. Ob es sich dabei um eines der Kinder handelte, wollte die Polizei gestern nicht bestätigen.

Durch die emotionale Anspannung wurde der Geburtsprozess vorzeitig in Gang gesetzt, die Frau brachte ein Mädchen zur Welt. Sie trug es auf dem Arm, als der Familienangehörige schließlich doch das Badezimmer betrat.

In ihrer Panik, ihr Geheimnis könnte entdeckt werden, legte sie das Neugeborene ins Wasser, wo es zu Tode kam. Den Angehörigen blieb diese Tat bis gestern verborgen. Der Richter erließ gegen die Mutter, die bisher nie polizeilich auffällig war, Haftbefehl wegen Totschlags. Sie sitzt in Untersuchungshaft.

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