Mobilität in Düsseldorf Wie fahrradfreundlich ist der Hauptbahnhof in Düsseldorf?

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Hauptbahnhof ist ein Dreh- und Angelpunkt der Mobilität – doch beim Thema Fahrräder gibt es Schwächen. Ein Überblick.

 Am Düsseldorfer Hauptbahnhof sind nach Ansicht des ADFC nicht genügend Abstellbügel für Fahrräder verfügbar.

Am Düsseldorfer Hauptbahnhof sind nach Ansicht des ADFC nicht genügend Abstellbügel für Fahrräder verfügbar.

Foto: Julia Nemesheimer

Der Düsseldorfer Hauptbahnhof ist ein Dreh- und Angelpunkt der Mobilität: Hier treffen Nah- und Fernverkehr aufeinander, Fußgänger, Fahrradfahrer, Straßenbahnen und Busse ebenso wie Autos. Entsprechend schwierig kann es sein, sich hier zurechtzufinden und den Überblick zu behalten. Gemeinsam mit Lerke Tyra, Vorsitzende des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) Düsseldorf versetzen wir uns in die Lage von Fahrradfahrenden, die in Düsseldorf am Hauptbahnhof ankommen.

„Allein der Weg vom Gleis weg ist schon schwierig“, sagt Tyra. Tatsächlich tragen viele ihre Räder die Treppen nach unten. Die Aufzüge liegen in Düsseldorf etwas versteckt im Nordtunnel. „Die Personenaufzüge sind viel zu klein“, bemerkt Tyra und schiebt demonstrativ ihr Rad hinein. Es passt – aber nur mit viel rangieren und eher diagonal. Auch mit Kinderwagen, Rollstuhl oder viel Gepäck wird es in den Fahrstühlen eher eng, entsprechend lang sind in der Regel auch die Warteschlangen davor. Ein Sprecher der Bahn weist darauf hin, dass die Bahnsteige alle barrierefrei erreichbar seien und über Schilder auf die Aufzüge hingewiesen werde. „Einige E-Bikes finden aufgrund ihrer Größe leider keinen Platz“, gibt der Sprecher jedoch zu.

„Hinzu kommt, dass die Rolltreppe für Räder verboten ist – und gefährlich kann es auch sein“, sagt Tyra. Sie schlägt daher zumindest Schieberampen an den Treppen im Nordtunnel vor, merkt aber sogleich an, dass das nicht die Ideallösung sei. Eine solche Nachrüstung weist der Bahnsprecher „aus Gründen der Unfallverhütung“ zurück. „Es besteht Sturzgefahr, da häufig Fahrräder mit Gepäcktaschen und schwere E-Bikes genutzt werden“, erklärt der Sprecher. Es sei nur so möglich, die Sicherheit der Reisenden zu gewährleisten.

Auch Abstellmöglichkeiten sind nach Ansicht der ADFC-Vorsitzenden Mangelware; Abstellbügel fehlen in weiten Teilen. Der Sprecher der Bahn hingegen weist auf 156 Stellplätze auf dem Konrad-Adenauer-Platz hin, die von der Bahn zur Verfügung gestellt werden. Weitere rund 50 Stellplätze biete die Stadt zudem am Bertha-von-Suttner-Platz. Dort gibt es zudem die Radstation. Ein Sprecher der Stadt weist auf Nachfrage auf Piktogramme und Beschilderungen vor allem am Platz selbst hin. „Man muss schon wissen, wo man hin muss“, sagt hingegen Tyra – und empfindet die Radstation als doch eher versteckt und in einer dunklen Ecke des Platzes liegend.

In der Radstation gibt es einerseits ein Fahrrad-Parkhaus mit 500 Plätzen, das nach Angaben des Stadtsprechers durchschnittlich zu 80 Prozent, in Spitzenzeiten zu 90 Prozent ausgelastet sei. „Die Parkplätze sind witterungsgeschützt und videoüberwacht. Für Monats- und Jahreskunden sind sie jederzeit per Chipkarte zugänglich, Tagesparker müssen sich nach den Öffnungszeiten richten“, sagt der Sprecher der Stadt. Nach seinen Angaben laufe hier auch der Fahrradverleih in Kooperation mit Düsseldorf Tourismus sehr gut. 170 Fahrräder, davon 60 Pedelecs, können an der Radstation ausgeliehen werden. „Das Angebot geht von März bis Oktober und ist sehr gut ausgelastet. Privatleute, Gruppen und Firmen greifen darauf zurück“, berichtet der Stadtsprecher.

„Es braucht Abstellplätze an beiden Seiten des Bahnhofes“, sagt Tyra – außerdem ein Fahrradparkhaus mit mindestens 1000 Stellplätzen. Schaut man sich die Umbaupläne für den Bahnhofsvorplatz an, soll zumindest das kommen: Unterirdisch sollen Abstellflächen für 1500 bis 1800 Räder geschaffen werden. Der Zugang soll gemäß der Planung im Gestaltungswettbewerb von 2018 per Rampe über die Bismarckstraße erfolgen. Seit 2020 läuft das Bauplanungsverfahren in enger Abstimmung mit der Deutschen Bahn, die in großen Teilen Besitzerin des Konrad-Adenauer-Platzes ist. Bislang ist aber, abgesehen von einer Ausstellung der Pläne 2021 und öffentlicher Sorge der Baumschutzgruppe ob der geplanten Baumfällungen, kein Anfang in Sicht. Umbaupläne des Platzes gibt es immerhin schon seit den frühen 2000ern.

Geplant ist auch eine Mobilitätsstation. „Der Umstieg auf Fahrräder und andere Mobilitätsangebote muss leichter werden“, sagt die ADFC-Vorsitzende. Mit dem richtigen Angebot könne das gelingen. Noch wichtiger aus ihrer Sicht: Eine bessere Orientierung für Radfahrer. „Touristen sind hier völlig verloren, aber auch Düsseldorfer fühlen sich auf dem Platz wegen der Verkehrsführung unsicher.“ Außerdem teile der Bahnhof die Stadt gewissermaßen, mit dem Rad muss man sich aber schiebend durch die Masse an Reisenden bewegen. „Der Südtunnel war früher nutzbar. Könnte man den wieder öffnen, wäre viel geholfen“, sagt Tyra. Allerdings ist dies nach Angaben des Sprechers der Stadt nicht möglich: „Der Tunnel gehört der DB und ist voller technischer Ausrüstung. Er kann daher der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung gestellt werden.“

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