Widerstand gegen Raabs Rückkehr in die Zahnklinik

Hat der angeklagte Mediziner sein Amt als UKD-Direktor wirklich abgegeben? Sein Vertreter will so lange nicht weichen.

Düsseldorf. In dem altehrwürdigen, ockerfarbenen Backsteinbau an der Himmelgeister Straße forschen, lehren und behandeln eine ganze Reihe renommierter Zahnmediziner, Kieferchirurgen und -orthopäden der Uni-Klinik. Doch aktuell eskaliert hier ein interner Konflikt, der die Mitarbeiterschaft erregt und verunsichert. Es geht um die Rückkehr von Prof. Wolfgang Raab, den bisherigen Ärztlichen Direktor des UKD auf den Chefsessel der „Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Endodontologie“. Die Begeisterung darüber hält sich bei den zwei Dutzend Ärzten plus Fachangestellten, Laboranten und Medizinisch-Technischen Assistenten in engen Grenzen.

Denn einige haben bereits in der „Causa Raab“ bei der Staatsanwaltschaft aussagen müssen. Kommt es vor dem Landgericht zum Prozess gegen Raab, werden wieder einige im Zeugenstand ihrem angeklagten Chef gegenübersitzen.

Am 6. September hatte der UKD-Aufsichtsrat Raab als Ärztlichen Direktor entmachtet, man befinde sich in „Trennungsgesprächen“, hieß es. Anlass war die Anklageerhebung gegen Raab. Es geht, wie berichtet, um den Vorwurf der Untreue, um verbotene und/oder falsche Abrechnungen in der Privatambulanz der Zahnklinik — und einen angeblichen Schaden fürs UKD von mindestens 350 000 Euro.

Vergangene Woche also zog Raab wieder in der zweiten Etage der Zahnklinik ein. Prof. Thomas Beikler, der die Klinik seit 2009 kommissarisch geleitet hatte, als Raab UKD-Direktor war, wurde zurückversetzt als bloßer Leiter der Abteilung Parodontologie.

Doch Beikler findet sich damit offenbar nicht ab. Er — wie auch Raab — will sich auf Anfrage nicht zu den Vorfällen äußern. Doch der WZ liegt ein geharnischtes Schreiben vor, das Beikler jetzt an viele Kollegen bis hin zu Uni-Rektor Michael Piper und Medizin-Dekan Joachim Windolf verschickte. Er bleibe so lange Leiter der Zahnklinik, bis Raab aus dem Amt des Ärztlichen Direktors „nachweislich“ ausgeschieden sei, heißt es da. Hintergrund: Erst wenn ein Ärztlicher Direktor von diesem Posten offiziell enthoben worden ist, kann er in seine alte Klinik-Position zurückkehren. Tatsächlich hat die Uni-Klinik gegenüber der WZ eingeräumt, dass die Trennungsgespräche mit Raab noch nicht zu einem abschließenden Ergebnis gekommen sind.

Außerdem beklagt Beikler in dem Brief, dass Raab sofort begonnen habe, Schilder in der Klinik zu überkleben. Zudem habe er verlangt, ihm den Generalschlüssel auszuhändigen. Beikler will das nicht tun. Er betont, Raab sei ihm gegenüber nicht weisungsbefugt. Und schlägt vor, die Zahnklinik in zwei Teile zu trennen.

Und was sagt die kommissarische Leitung der Uni-Klinik zu alledem, was die Heinrich-Heine-Universität? Erst einmal: nichts. Alle diesbezüglichen Anfragen blieben gestern unbeantwortet.

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