Trotz Anklage: Raab ist wieder Chef der Zahnklinik

Staatsanwaltschaft wirft ihm Untreue vor. Rektor spricht von Dauer-Lösung.

Düsseldorf. Als die Uni-Klinik Düsseldorf (UKD) vor zwölf Tagen mitteilte, dass der Ärztliche Direktor Wolfgang Raab das Haus ab sofort nicht mehr vertrete und der Aufsichtsrat Trennungsgespräche mit Raab führe, stellte sich natürlich sogleich die Frage: Bleibt Raab Arzt am UKD? Ja, übernimmt er vielleicht sogar wieder die Leitung der Zahnklinik — wo er seit 2006 beurlaubt war? Das werde man sehen, teilte die Klinik ausweichend mit. In Wahrheit wurde Raab schon am Tag darauf wieder in seine alte Chefarzt-Position zurückversetzt.

In einem der WZ vorliegenden Schreiben teilten unter anderem Raabs Stellvertreter Helmut Gabbert und der kaufmännische Direktor Matthias Wokittel lapidar mit: „Herr Professor Raab fällt nach Ausscheiden aus dem Vorstand, in Absprache mit Professor Dominiak (der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Uni-Klinik, d. Red.) und dem Rektor, Herrn Professor Piper, wieder in seine alte C4 Position zurück.“ Damit laufe die kommissarische Leitung der Zahnklinik durch Professor Beikler aus.

Am UKD sorgt dieser Schritt nun für einige Aufregung. Gestern begab sich Uni-Rektor Michael Piper persönlich in die Zahnklinik und verkündete dort auf einer Betriebsversammlung die Rückkehr Raabs. Und: Nach Informationen der WZ sprach Piper von einer „dauerhaften Lösung“. Einige Mitarbeiter der Klinik zeigten sich danach schockiert. Zumal Raab ja von der Staatsanwaltschaft nach 18-monatigen Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue angeklagt wurde — aufgrund angeblicher Unregelmäßigkeiten in der Zahnklinik.

So soll er jahrelang Leistungen in der zahnärztlichen Privatambulanz am UKD abgerechnet haben, die nicht er selbst, sondern ein Kollege erbracht hat. Und dieser Oberarzt sei an der Klinik für ganz andere Aufgaben angestellt gewesen.

Wie berichtet, ist der Uni-Klinik laut Staatsanwaltschaft ein Gesamtschaden von etwa 350 000 Euro entstanden. Raab bestreitet die Vorwürfe, sein Anwalt nennt sie „nicht nachvollziehbar“.

Ob es zum Prozess gegen Raab vor dem Landgericht kommt, ist offen. Klar wäre freilich, dass dann wohl Untergebene Raabs, nämlich Ärzte und Mitarbeiter der Zahnklinik, als Zeugen aussagen würden. „Das ist mehr als bedenklich“, sagt ein Mitarbeiter, „denn dann kommt es auf die Aussage von Leuten an, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Raab stehen.“ Vonseiten der Heine-Uni wollte sich gestern niemand äußern. Heute tagt der Aufsichtsrat der Uni-Klinik. Eventuell wird danach ein neuer ärztlicher Direktor vorgestellt.

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