Interview „Reiner Tisch“ in Düsseldorf: Kabarett-Show von Frank Küster wird 20 Jahre alt

Düsseldorf · Seit zwei Jahrzehnten macht Frank Küster einmal im Monat „Reinen Tisch“. Das Kneipen-Kabarett fand viele Nachahmer — aber das Original bleibt einmalig.

 Hat mit seinem „Reinen Tisch im Uerige“ das Kneipen-Kabarett in Deutschland salonfähig gemacht: Frank Küster. Hier bei einem Auftritt am 4. September 2017.

Hat mit seinem „Reinen Tisch im Uerige“ das Kneipen-Kabarett in Deutschland salonfähig gemacht: Frank Küster. Hier bei einem Auftritt am 4. September 2017.

Foto: Lepke, Sergej (SL)

An jedem ersten Montag im Monat darf im Uerige zum Altbier gelacht werden. „Reiner Tisch“ nennt Kabarettist Frank Küster seinen launigen Jahresrückblick, zu dem er regelmäßig hochkarätige Kollegen einlädt. Auch am 7. Januar, denn da feiert der „Reine Tisch“ sein 20-jähriges Bestehen. Frank Küster erklärt, warum er auch nach so langer Zeit sein Pulver noch lange nicht verschossen hat.

Kabarett in Kneipen. Das war vor 20 Jahren neu. Sind Sie der Erfinder des Kneipen-Kabaretts?

Frank Küster: Nein, aber ich bin damals öfter nach Amerika und nach London gefahren. Dort habe ich teilweise hervorragende Stand-Up-Comedians gesehen, die in Spelunken und Hinterzimmern aufgetreten sind. Auch das Publikum war ganz anders drauf, es hat sich eingemischt. Die gesamte Atmosphäre war neu.

Und das haben Sie dann einfach nach Düsseldorf umgepflanzt?

Küster: Das kann man so auch nicht sagen. Wir hatten damals angeblich einen Boom von Stand-Up-Komikern Die sind aber nicht in Clubs und Kneipen, sondern in Theatern und Kabarett-Häusern aufgetreten. Das konnte man nicht vergleichen.

Wie kam es dann zum ersten „Reinen Tisch im Uerige“?

Küster: Das war eine spontane Idee. Ausgangspunkt war eine Podiumsdiskussion mit Bürgern. Ich hatte zwischendurch als Kabarettist eine lustige Fünf-Minuten-Einlage. An dem Abend war auch der Ehrenbaas vom Uerige, Josef Schnitzler, anwesend, der anschließend noch zu Bier und Brötchen ins Uerige einlud. Dabei kamen wir ins Gespräch, drei Wochen später fand der erste „Reine Tisch“ statt.

Was hat sich seitdem verändert?

Küster: Ich sehe das vor allem an mir selbst. Damals habe ich in meinem Monatsrückblick aus dem Kreißsaal von der Geburt meiner Kinder erzählt. Inzwischen ist mein Sohn 17 Jahre alt und macht gerade den Führerschein. Das Grundprinzip ist immer gleich geblieben. Der “Reine Tisch“ ist politisch, gesellschaftskritisch und albern.

Es hat inzwischen jede Menge Nachahmer gegeben, von denen viele längst wieder aufgegeben haben. Hat Sie das geärgert?

Küster: Es gibt Kabarettisten und Comedians, die in Kneipen auftreten. Aber ich schreibe mit meinem Monatsrückblick praktisch jedes Mal ein neues Programm. Bei mir erleben die Zuschauer immer nur Weltpremieren. Ich bin der uneffektivste Kabarettist Deutschlands. Das gibt es nur beim Original. Aber es macht mich ein bisschen nachdenklich, wenn irgendwo der Laden brummt und sich Leute Sachen angucken, die sie sich genauso auf Youtube ansehen können. Das ist beim „Reinen Tisch“ völlig anders.

Und es gibt Melodien, die man mit nach Hause nimmt...

Küster: Das stimmt. Mein Tanzorchester war praktisch von Anfang an mit dabei. Manche Songs werden immer wieder gefordert. Zum Beispiel „Ich war noch niemals in Köln-Kalk“ oder „Blagen wie diese“. Das singe ich natürlich gern.

Sie haben mit Joachim Erwin, Dirk Elbers und Thomas Geisel drei Oberbürgermeister erlebt. Über wen konnte man die besten Gags schreiben?

Küster: Ich halte mich da sehr zurück und mache auch keine Witze über Größe. Ich möchte schließlich nicht, dass vor dem Uerige eine Halteverbotszone eingerichtet wird. Aber Joachim Erwin war der Einzige, der mindestens drei Mal beim „Reinen Tisch“ war. Einmal, als zwei Leverkusener Wissenschaftler einen Preis bekamen. Die hatten herausgefunden, dass Kölsch gesundheitsschädlich ist, weil es viel mehr Histamine als Altbier enthält. An dem Abend war, so weit ich mich erinnere, auch der damalige Vize-Ministerpräsident Michael Vesper mit auf der Bühne, weil er im Uerige gerade Geburtstag gefeiert hat. Der ist dann später bei mir im Open Spot aufgetreten und hat Gospel-Songs gesungen.

Was macht Frank Küster, wenn er gerade nicht am „Reinen Tisch“ arbeitet?

Küster: Ich bin zurzeit mit meinem Kollegen Gernot Voltz unterwegs. „Die Knaller des Jahres“ heißt unser Jahresrückblick, den wir als Frank Küster und Herr Heuser vom Finanzamt quer durch die Republik tragen. Ganz wie früher, als ich mit Dieter Nuhr oder Manes Meckenstock unterwegs war. Am 9. Januar sind wir damit übrigens im Kom(m)ödchen. Außerdem schreibe ich Texte für andere Künstler und habe weitere Aufträge. Zum Beispiel erarbeite ich gerade Spielszenen für die Baseler Fasnacht.

Was passiert am 7. Januar zum Jubiläum?

Küster: Highlights aus dem enormen Fundus werden sicherlich dabei sein, aber auch Gäste; Weggefährten und Kollegen, die in den letzten 20 Jahren immer mal wieder mit dabei waren. Sechs von ihnen haben ihr Kommen bereits zugesagt, darunter die Königinnen der Improvisations-Comedy, Betty Laminga und Kathrin Piplies, der Deutsche Meister im Comedy-Zaubern, Sven Heubes, der Erfinder der Stand-Up-Tragedy, Michael Steinke, der Comedy-Vulkan Christoph Brüske und noch einige mehr. Sie werden nicht nur helfen, volle Gläser zu leeren, sondern auch für einige Minuten, teils mit eigens für den Abend geschriebenen Nummern, auf der Bühne stehen.

Wie lange wird es den „Reinen Tisch“ noch geben?

Küster: Ein Ende ist nicht abzusehen. Am liebsten hätte ich, wenn meine Kinder das später mal weitermachen. Die sind inzwischen 17 und 15 Jahre alt, das kann allerdings noch ein bisschen dauern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort