Kegeln: Ein unkonzentrierter Moment kostet den Titel

In Düsseldorf zeigt derzeit die Elite ihr Können.

Düsseldorf. Sandra Kaiser trainiert so fleißig wie noch nie. Eine Kugel nach der anderen verlässt ihre Hand und rollt über die Scherenbahn auf die rechte und später immer wieder auf die linke Gasse zu. "Kegeln ist mir in die Wiege gelegt worden. Meine Mutter hat 20 Jahre gekegelt", sagt die westdeutsche U-23-Meisterin aus Düsseldorf.

Wenige Tage vor Beginn der "Deutschen" auf heimischer Bahn hat das Talent, das sich selbst als "relativ nervenstark" bezeichnet, noch einmal mächtig ins Zeug gelegt, um den Heimvorteil auch richtig nutzen zu können.

Kegeln ist nach Fußball in Deutschland der Volkssport Nummer 2. Als Leistungssport kennen ihn aber nur die wenigsten, die sich darauf konzentrieren, alle Neune oder einen Kranz zu werfen. Was es heißt, in kürzester Zeit dreimal 120 Kugeln zu werfen, zeigen die besten deutschen Kegler seit Samstag eine gute Woche lang bei den deutschen Meisterschaften auf den Wettkampfbahnen der Sportgemeinschaft Düsseldorfer Kegler unterhalb der Turnhalle auf der Graf-Recke-Straße.

Und wer jetzt diese 376 dort startenden Leistungssportler immer noch als Exoten oder Pudelwerfer abtut, der wird sich wundern, dass insgesamt über 5000 Zuschauer zu diesem Ereignis erwartet werden.

Dann wollen auch die Damen der SG Düsseldorf ganz vorne mitkegeln. "Wir sind zwar die ältesten Suppenhühner und kegeln schon seit 30 Jahren", sagt Gisela Grote, "aber wir möchten schon vor heimischem Publikum weit vorne landen."

Sie spricht auch für Magdalene Gereck, die zwei Wünsche hat: "Ich möchte so gerne mal bei den Damen A aufs Treppchen, und wir wollen allen deutlich machen, dass Kegeln in dieser Form absolut nichts mit Kneipensport zu tun hat." Im Mannschaftswettbewerb hat das am Wochenende allerdings nicht so gut geklappt (siehe Kasten).

Kegeln könne vom Prinzip her eigentlich jeder, sagen die beiden Sportlerinnen. "Aber sich nicht über eine so lange Zeit auf höchstem Niveau konzentrieren. Denn auch wer nur die letzten Würfe versiebt, hat keine Titel-Chance." Deshalb stehen neben dem reinen Training auf der Bahn auch viele Ausdauereinheiten vor allem auf dem Fahrrad und im Schwimmbad auf dem Trainingsplan.

70000 Kugeln werden an den acht Wettkampftagen über die acht Bahnen laufen. Deshalb wird der Untergrund täglich gewachst und poliert. Darum kümmert sich der 1. Vorsitzende der SG, Werener Lehmberg persönlich. Schließlich sollen Spieler wie Steve Blasen, der Weltmeister aus Luxemburg, der internationaler deutscher Meister werden will, beste Bedingungen vorfinden.

Noch schöner wäre es aber, wenn nicht nur Sandra Kaiser oder eine der Seniorinnen sondern auch Dirk Kremer den Heimvorteil nutzen könnte. Der dreimalige deutsche Meister ist in guter Form und spielt noch im Sprint sowie im Paarkampf mit seinem Bruder Frank um Medaillen und vielleicht die Qualifikation zur Europameisterschaft, die nur eine Woche später in Obertal (Saarland) stattfinden wird.

Allerdings wird das Niveau bei den Deutschen Meisterschaften wohl höher sein, weil es hierzulande nicht nur viele Fußballer, sondern auch viele starke Leistungskegler gibt.

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