Theater: Der 70-Zentimeter-Gaddafi

Puppenspielerin führt vor, wie sich der Despot inszeniert.

Düsseldorf. Die Revolution spart sich die Theatergruppe „Lovefuckers“. Eigentlich sollte am Ende ihrer Produktion „King of the Kings“ das Aufbegehren des Volkes gegen den Machthaber Muammar al-Gaddafi stehen. Doch seit der Premiere des Stückes im März in Berlin ändert sich die politische Situation fast täglich. Wie es scheint, hat die Wirklichkeit ihr Konzept eingeholt. „Wir bringen durch Querverweise die aktuellen Bezüge in die Inszenierung“, erklärt Ivana Sajevic.

Schon seit Jahren interessiert sie sich für Figuren, die in politischen Geflechten auf besondere Weise in Erscheinung treten und sich zu Polit-Ikonen stilisieren, wie etwa Milosevic oder die Kaczynski-Brüder. Vor jeder Vorstellung sprechen sich die Künstler ab, wie die Lage in Libyen aussieht. Immer mehr Zuschauer jenseits der typischen Theater-Szene interessieren sich für das Spiel, in dem Gaddafi als 70 Zentimeter große Puppe sein eigenes Theaterstück inszeniert.

Die Puppenspielerin Sajevic hat mit ihrer Kollegin Anna Menzel die „Lovefuckers“ gegründet. Zusammen mit weiteren Schauspielern bringen sie das Stück „King of the Kings“ während des Freischwimmer-Festivals am 26. und 27. Mai, jeweils um 19 Uhr, in den Kammerspielen des FFT auf die Bühne.

Als einen politischen Thriller mit Intrigen und Verfolgungsjagd erzählen sie von diesem Despoten und wollen dabei ironisch, leicht und humorvoll sein. Nicht ganz einfach bei den täglichen Meldungen von Krieg und Tod.

Ein folternder Diktator, das sei Gaddafi auch schon vorher gewesen, sagt Sajevic. „Er nahm sich raus, was er wollte und alle machten mit. Auch der Westen.“ Bis vor kurzem sei den meisten bei dem Despoten nur der verrückte Performer eingefallen, der nie in einem Hotel schlafe und überall seine Zelte aufschlage. Ein „King of the Kings“, wie er sich selbst genannt habe.

„Künstlerisch kann man ihn mit dieser Selbstbezeichnung in eine Reihe mit Elvis oder Michael Jackson stellen“, beschreibt Sajevic ihren Zugang. Und diese Inszenierung bekomme eine besondere, abstrahierende und humorvolle Dimension, wenn Gaddafi eben als Puppe lebende Darsteller rumkommandiere.

Durch das Freischwimmer-Festival haben die teilnehmenden Theaterkünstler nicht nur die Gelegenheit, an den beteiligten Häusern zu spielen. Auch die Entwicklung der Produktionen bis zur Realisierung wurde von Fachleuten begleitet. Sajevic: „Wir hätten das Projekt in dieser Form nicht realisieren können.“

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