Schumannfest: Die neuen Romantiker

Wie romantische Musik heute aussehen kann, zeigt der Düsseldorfer Pianist Hauschka.

Düsseldorf. Musikalisch gesehen könnten sie Robert Schumanns Ur-Enkel sein. Am Samstag zeigte der Düsseldorfer Pianist und Improvisationsmusiker Hauschka in der Tonhalle, wie romantische Musik im 21. Jahrhundert klingen kann. „Schumanns Lieder sind viel zu gut, als dass man sie verändern sollte“, sagt Hauschka zu Beginn des Konzerts.

Seine Stücke will er deshalb auch lieber nicht anfassen. Stattdessen habe er Künstler eingeladen, die ihn in ihrer Songkultur an Robert Schumann erinnern, begründet er seine Auswahl an Musikern, die er zum „The New Romantics“-Konzert eingeladen hat.

Den musikalischen Auftakt macht die isländische Sängerin Ólöf Arnalds. Ihre mit hoher, glasklarer Stimme vorgetragenen Songs sind nah dran an isländischer Folkmusik und dennoch Indie-Pop in bester Tradition des kleinen Landes, das schon so viele großartige Musiker hervorgebracht hat.

Ihre zuckersüßen, mystischen Liebeslieder kommen in der nur halb vollen Tonhalle sehr gut an. Kritiker vergleichen die junge Frau bereits jetzt mit dem isländischen Superstar Björk. Dass sie sich während des Auftritts erst heillos im Gitarrengurt verheddert und danach beinahe auf der Bühne verläuft, macht sie auf sympathische Weise menschlich. „Ein bisschen Slapstick ist nie verkehrt“, entschuldigt sie sich auf Deutsch. Das Publikum schließt die Frau im blauen Glitzerminikleid direkt und spürbar in sein Herz.

Der Auftritt von Volker Bertelmann alias Hauschka mit dem finnischen Schlagzeuger Samuli Kosminen, mit dem er auch an seinem Album „Salon des Amateurs“ gearbeitet hat, entführt in Klangwelten, die ständig zwischen Weltschmerz und Lebensbejahung pendeln. Hauschka präpariert sein Klavier mit Metallteilchen, Klammern und Glocken und entlockt ihm schräge Töne, die unkonventionell arrangiert und manchmal wild sind, aber immer so romantisch, als ob sie der Soundtrack zu einem modernen Märchenfilm wären.

Den Abschluss macht der Kanadier Owen Pallet. Über eine Loop-Station sampelt er seine Violinenklänge und legt sie kunstvoll übereinander, wird so zum romantischen Ein-Mann-Streichorchester. Später gesellt sich mit dem Lee-Quartett noch ein richtiges Streichquartett zu ihm auf die Bühne. Sein Duett mit Ólöf Arnalds zum Ende des Konzerts gerät beeindruckend intensiv. Das Publikum ist nach dreieinhalb Stunden neuer romantischer Musik mehr als begeistert.

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