Oper Beachtenswerte Wiederaufnahme: Diese Traviata hat Weltklasse

Düsseldorf · Ganz hohes Niveau hatte bei der Wiederaufnahme von Verdis „La Traviata“ nicht nur die szenische Qualität. Auch das Musikalische, allen voran Adela Zaharias Rollendebüt als Violetta, riss das Publikum von den Stühlen.

 Johannes Preißinger (Gastone) und der Chor der Deutschen Oper am Rhein in Andreas Homokis Inszenierung von Verdis „La Traviata“.

Johannes Preißinger (Gastone) und der Chor der Deutschen Oper am Rhein in Andreas Homokis Inszenierung von Verdis „La Traviata“.

Foto: Hans Jörg Michel

Eine Wiederaufnahme von Verdis „La Traviata“, dieser tragischen Geschichte um die unglücklich endende Liebe einer schwindsüchtigen Kurtisane, an einem Karnevalsfreitag? Die Wahl des Tages, um die grandiose Inszenierung von Andreas Homoki, die 2014 in Düsseldorf Premiere feierte, aber eigentlich eine Produktion der Oper Leipzig aus der Mitte der 90er Jahre ist, wieder auf die Bühne an der Heinrich-Heine-Allee zu bringen, ist weniger unpassend als auf den ersten Blick vermutbar.

Verdis Geschichte um die innige, aber zerbrechliche Liebe von Violetta Valéry und Alfredo Germont, die an Vorurteilen und Missgunst der Gesellschaft scheitern wird, kulminiert schließlich in Violettas Tod, just zu Karneval in Paris. Die sterbende Violetta liegt siechend darnieder, wartet auf ein Zeichen von ihrem geliebten Germont, ein letztes Wiedersehen. Wie treffend doch ihr Satz „O, unter diesem Jubel werden viele Leidende bittere Tränen vergießen“. Denn da, wo überbordende Freude ist, sind im Verborgenen auch immer Menschen, die leiden, die auf dem glatten Parkett der Gesellschaft ausgerutscht sind.

Und damit wären wir auch bei der wunderbar minimalistischen und doch so emotional mitreißenden Inszenierung dieser keine Wünsche offen lassenden Traviata. Und dies nicht nur durch die Regie und das geniale Bühnenbild (Frank Philipp Schlößmann), eine schräge spiegelglatte Fläche, auf der sich das gesamte Schicksal einer von der Gesellschaft zerstörten Frau abspielt. Ein weiterer Geniestreich ist das sublim Zurückgenommene mit in schwarz-weiß getauchter Großzügigkeit der Kostüme von Gabriele Jaenecke und der hochkonzentrierten, das psychologische Moment betonenden Personenregie von Homoki zu vermählen. Dies funktioniert und es verwundert nicht, dass das Publikum, obzwar es keine Premiere war, sich nahezu rauschhaft von den Stühlen erhebt. Doch der Jubel galt auch dem Ensemble, der musikalischen Qualität, die bis auf ganz wenige kleine wackelnde Momente als überragend gelten kann.

Adela Zaharia wird für ihr Rollendebüt als Violetta bejubelt

Unter der musikalischen Leitung von David Crescenzi erwartete das Düsseldorfer Publikum eine bis in die kleinsten Partien bestens besetzte und schönstens klingende Aufführung. Doch man kann ohne jegliche Übertreibung festhalten: Eine solche Violetta, wie die von Adela Zaharia, im Zusammenspiel mit Rame Lahajs sehr aufrichtig und fein gesungenem Alfredo und Lucio Gallos Giorgio Germont, erlebt man nicht alle Tage.

Zaharia – es war ihr Rollendebüt! – vermochte die sich nach Liebe sehnende Violetta des ersten Aktes, die verzweifelt sich aufopfernde des zweiten Aktes und schließlich die im Todeskampf entschwindende, einnehmend zu verkörpern. Sie strahlte in jedem Moment eine durchdingende Präsenz aus. Jene wirkte wie ein Vergrößerungsglas, das den Betrachter ganz tief in die emotionalen Wechselspiele dieser Figur hineinzog. Nicht nur das schauspielerische Talent der Rumänin ist über jeden Zweifel erhaben. Sie versteht das gesamte gesangliche Spektrum dieser Partie mühelos in üppig floralen, sauberst intonierten Sopranklang zu übersetzen. Ob nun ein delikat gehauchtes Piano, eine durch gezielt eingesetztes Vibrato blumige Mittellage oder mühelose Koloraturen, die Haltung haben. Ob überaus kraftvoll emporgeschwungene Höhen oder auch leidenschaftliche – von Dramatik durchdrungene – Bögen. Hier spürt man die Vielschichtigkeit dieser Rolle, auch das Leiden, auch den selbst in der Freude trüb mitschwingenden Schicksalston des bitteren Endes, das kommen wird.

Doch genug der Begeisterung; es ist kein Geheimnis, dass Zaharia auf dem besten Weg ist, in die höchsten Höhen ihres Faches vorzudringen. Man wünsche ihr weiterhin bedachten Umgang mit ihrer begnadeten Stimme.

Eine absolute Empfehlung, nicht nur an diejenigen, die Verdi lieben.

Termine Weitere Aufführungen am 21., 26. und 29. März sowie 20. April und 16. Mai.

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