Kleiner Pfiff der großen Höch

Die Galerie Remmert und Barth präsentiert ab morgen eine Retrospektive der großen Berliner Dada-Künstlerin.

Düsseldorf. Hannah Höch (1889 bis 1978) spiegelt in ihrer Kunst Humor und Erzählfreude. Für sie als Mitstreiterin der Berliner Dada-Bewegung um 1920 war Dada kein Anrennen gegen verfestigte Normen und Ideale, sondern der Beginn eines köstlichen Spiels. Während andere zweifelten, konnte sie lachen. Und als die Freunde dem drohenden Nazi-Terror entflohen, packte sie die Dokumente und Schätze der Freunde in zwei Seekisten, beschlug sie innen mit Blech und vergrub sie in ihrem Garten.

Die praktische Tat einer tapferen Frau, die in einem ehemaligen Flugwärterhäuschen in Berlin-Heiligensee die Zeiten überdauerte. Als man sie 1965 an die Akademie der Künste in Berlin (West) berief, baute sie sich die erste Heizung ins Badezimmer. Als der jetzige Galerist Peter Remmert sie 1976 besuchte, holte ihm die 87-Jährige die Kirschen vom Baum. Sie ging das Leben wie die Kunst mit einem zwinkernden Auge an.

Sie brauchte keine großen Formate, um sich zu beweisen. "Der kleine Pfiff" von 1924 hat kaum Postkartengröße und ist doch von einer expansiven Kraft. Der Gnom mit dem grünlich-gelblichen Dickkopf stiert den Betrachter an und balanciert mit kleinen Elefanten-Beinen die Welt aus. Sie irritiert durch ihre Motive und sorgt doch für ein kompositorisches Gleichgewicht.

Diese Frau lässt sich nicht fixieren. Ihre Kunst kann konstruktivistisch oder naturalistisch, abstrakt oder neu-sachlich sein.

Vita Hannah Höch (Foto) war mit dem Dadaisten Hausmann liiert, später mit der Schriftstellerin Til Brugman. Sie heiratete einen Pianisten, ließ sich 1944 scheiden.

Ausstellung Remmert und Barth, Mühlenstraße 1, Vernissage morgen ab 11 Uhr, bis 10.4., di.-fr. 10 bis 18.30, sa. 11 - 16 Uhr. Katalog: 28 Euro.

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