Arien erfreuen Ohren und retten Leben

Bei der sechsten Aids-Gala bezauberten die Sänger mit ihrer Kunst und trugen zum Rekorderlös von 165 000 Euro bei. Ein wunderbarer Abend.

Arien erfreuen Ohren und retten Leben
Foto: Deutsche Oper am Rhein

Die Bedeutung von Kunst in der Gesellschaft bekommt an Abenden wie der festlichen Operngala für die Deutsche Aids-Stiftung immer eine zweite Dimension: Da tritt zur ästhetischen Bereicherung noch ein karitativer Gewinn hinzu. Bei der sechsten Düsseldorfer Aids-Gala kam ein Rekord-Erlös von 165 000 Euro zusammen. Die Stiftung will mit dem Geld Menschen mit HIV und Aids in Düsseldorf und Nordrhein-Westfalen sowie das Programm „Dream“ in Mosambik unterstützen.

Sänger von Weltruf sind für den guten Zweck nach Düsseldorf gekommen und verzichteten auf ihre Gage. So erfreuen Arien nicht nur Ohren, sondern retten buchstäblich Leben. Der Künstlerische Leiter der Aids-Gala Alard von Rohr hat wieder erstklassige Stimmen gefunden für eine Opern-Gala mit den Reißern aus italienischen, französischen und deutschen Opern und Operetten sowie Leonard Bernsteins „Candide“ und „West Side Story“.

Eine von den Sängern weiß ganz genau, was bedrohliche Lebenslagen bedeuten: Sopranistin Pumeza Matshikiza wuchs auf in einem südafrikanischen Elendsviertel bei Kapstadt und kämpfte ums Überleben ihrer Familie. Heute ist sie eine international gefragte Opernsängerin und Tournee-Partnerin des Startenors Rolando Villazón. Pumeza verfügt über Gold in der Kehle und bezauberte nun mit mehreren Traum-Arien wie „Si, mi chiamano Mimì“ aus Giacomo Puccinis „La Bohème“.

Für vokalen Hochglanz sorgte Julia Kleiter (Sopran) mit ihrem edlen, klaren Timbre, das an den Klang der Klarinette erinnert. Das passte wunderbar zu Mozarts Gräfinnen-Arie „E Susanna non vien…“ aus „Figaros Hochzeit“ und dem Operetten-Hit „Meine Lippen küssen so heiß“ aus Lehárs „Giuditta“. Flirrend und witzig gestaltete die Koloratursopranistin Jodie Devos die puppenhafte Olympia-Nummer der Offenbach-Oper „Hoffmanns Erzählungen“ und Bernsteins manisch zwischen Weinen und Lachen wechselnden Candide-Arie „Glitter and be gay“.

Für eine erfreuliche Überraschung sorgte unter anderem Tenor Eric Cutler, der spontan für einen erkrankten Kollegen einsprang. Er schmetterte mit Glanz und Gloria Lehárs Schmacht-Arie „Dein ist mein ganzes Herz“. Mit noch feinerem Schmelz sang der lyrische Tenor Mauro Peter die Arie des Goethe aus Lehárs „Friederike“. Der junge Schweizer gehört zu den neuen Sunnyboys unter den Tenören.

Ganz auf der Höhe waren an dem Abend auch die hiesigen Musiker: Der stattliche Bassbariton Hans Peter König, sozusagen der Großfürst im Düsseldorfer Rheinopern-Ensemble, gab mit Witz und volkstümlicher Grandezza die heitere Arie „Fünftausend Taler“ aus Albert Lortzings „Wildschütz“.

Zu Loben ist auch der Chor der Deutschen Oper am Rhein für einen sanft und sauber gesungenen Gefangenen-Chor (Verdi: „Nabucco“). Und die Düsseldorfer Symphoniker entfalteten unter der Leitung des Gastdirigenten Patrick Fournillier Drive, Tempo und rhythmischen Impetus. Sie boten den Solisten den musikalischen Rahmen, um ihr ganzes Können zeigen zu können.

Leider wirkte der Moderator des Abends, Holger Wemhoff, zuweilen etwas krampfhaft um Originalität bemüht und erwies sich bei mancher Pointe nicht gerade als besonders geschmackssicher. Bravos und Jubel für Sänger und Orchester.

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