Kein Gäste, kein Geld: Rosa Ära geht zu Ende

Das Kulturzentrum Café rosa mond für Schwule und Lesben in Lierenfeld muss schließen – nach 30 Jahren Kampf für Gleichberechtigung.

Düsseldorf. Frustration, Wut und Trauer sind derzeit die vorherrschenden Gefühle von Birgit Appel. Sie ist die Geschäftsführerin der "CRM 30GmbH", die das traditionsreiche Café Rosa Mond betreibt. Wie berichtet, war die Silvesterparty die letzte im Schwulen- und Lesbenzentrum, das vor 30 Jahren gegründet wurde. Donnerstag haben sich die Türen in Lierenfeld für immer geschlossen.

"Wir haben viel Zeit, Kraft und Tränen investiert. Trotzdem konnten wir das Café nicht retten", sagt Birgit Appel. Für sie gibt es verschiedene Gründe, warum das Konzept gescheitert ist: Zum einen hat sich der Verein finanziell übernommen.

Ein aus heutiger Perspektive "völlig überzogener Umbau" brach dem Treffpunkt für Schwule und Lesben voriges Jahr das Genick. Während der Bauarbeiten blieben die Räumlichkeiten über Monate geschlossen. Die Wiedereröffnung wurde mehrfach verschoben. Konsequenz: "Die Gäste waren irritiert und vom Ergebnis des Umbaus zudem enttäuscht."

Auch habe sich die Community stark verändert. Während Mitglieder und Sympathisanten des Café Rosa zu Beginn der alternativen Bewegung in einem Abbruchhaus in der Kölner Landstraße eher unter sich blieben, feiern Lesben und Schwule heute vielfach lieber in kommerziellen Szenekneipen.

Der Kampf um Gleichberechtigung, der die Szene damals prägte, ist heute in den Hintergrund gerückt. "Die Zeit der Zentren ist vorbei. Auch die Konkurrenz unter den Clubs ist viel stärker geworden", sagt Appel. Die wöchentliche Party-Reihe - Haupteinnahmequelle des Vereins - entwickelte sich seit dem Start 1986 zu einer festen Institution, hatte zuletzt aber immer weniger Gäste.

1983 wurde das Rosa Mond offiziell Verein. Seitdem war auch Manfred Aufenanger dabei. Er hat den Zenit des Cafés miterlebt und Kulturarbeit im Verein geleistet. "Ich finde es schade, dass jetzt alles vorbei ist. Insgeheim habe ich noch auf eine Chance gehofft", sagt der 54-Jährige.

Lange Zeit habe es der Verein geschafft, auf ehrenamtlicher Basis gute Arbeit zu leisten. Und das, ohne jemals Fördermittel von der Stadt zu bekommen. Jetzt stehen vier ehrenamtliche Vereinsmitglieder mit rund 60 000 Euro im Minus. Sie wollten mit privatem Kapital das Café Rosa retten.

"Eine Institution wie das Café Rosa Mond brauchen wir auch künftig als Treffpunkt in Düsseldorf", sagt Norbert Czerwinski von den Grünen. Der Ratsherr hofft, dass sich der Verein mit einem anderen, tragfähigem Konzept erneut etablieren kann. "Fördergelder der Stadt sind dazu notwendig", so Czerwinski. Vorerst steht der Verein aber auf der Straße. Und mit ihm viele Gruppen, die sich dort trafen.

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