Interview Eva Kulot: So waren die ersten 100 Tage als Leiterin des Düsseldorfer Sportamts

Düsseldorf · Die 37-Jährige erklärt, was Düsseldorf im Sport anderen Städten voraus hat, welche Baustellen es gibt und wie eine Frauenmannschaft bei Fortuna ihre Fußball-Karriere verändert hätte.

 Eva Kulot ist die Leiterin des Sportamtes.

Eva Kulot ist die Leiterin des Sportamtes.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf

Eva Kulot ist 37 Jahre jung und leitet seit dem 1. Oktober 2019 das Sportamt der Stadt Düsseldorf. Zuvor war sie Fachreferentin für Sport und Integration im Büro des Stadtdirektors und Beigeordneten Burkhard Hintzsche – Dezernat für Jugend, Schule, Soziales und Sport. Sie kennt die Sportstadt aus Verwaltungssicht also bereits. Die ersten hundert Tage im Amt sind jetzt verstrichen: Zeit, sich mit der Frau an der Spitze des Düsseldorfer Sports einmal zu unterhalten.

Frau Kulot, wie geht es Ihnen mit Ihrem neuen Job?

Eva Kulot: Sehr gut, danke. Ich bin natürlich in einer spannenden Zeit in das Amt gekommen, kurz vor den Etatberatungen, und das im Jahr vor der Kommunalwahl. Da werden natürlich auch politische Akzente durch Haushaltsanträge gesetzt. Aber die Arbeit im Amt und auch die Zusammenarbeit mit den sportlichen Partnern D.Live, dem Stadtsportbund und auch der Bädergesellschaft ist sehr gut, konstruktiv und zielorientiert.

Düsseldorf, die Sportstadt. Was denken Sie über diesen Slogan?

Kulot: Mich überrascht immer wieder der Düsseldorfer Standard. Der fällt vor allen Dingen auf, wenn ich mit meinen Kollegen aus Duisburg, Wuppertal oder Mülheim an der Ruhr spreche. Ein Beispiel: Während in den umliegenden Städten ein Bad nach dem anderen schließen muss, sanieren wir unsere oder bauen sie neu. Wir sind in vielen sportlichen Bereichen doch sehr gut aufgestellt.

Zum Beispiel?

Kulot: Das Düsseldorfer Modell der Bewegungs-, Sport- und Talentförderung auf Basis von motorischen Testungen ist etwas, das sich sehr bewährt hat. Andere Städte schauen sich das bei uns ab. Und von unseren Schulen wird es sehr gut angenommen.

Was schauen sich andere Städte noch von uns ab?

Kulot: Das Angebot Sport im Park ist ein Renner. Nicht nur, dass es in der Stadt so gut angenommen wird, auch das wollen andere Städte übernehmen. Es ist eine Möglichkeit, Menschen außerhalb der Vereinsstrukturen für den Sport gewinnen zu können. Es ist kostenlos und unverbindlich – gerade heute ist so was wichtig. Es steht aber auch außer Frage, dass die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer insgesamt besonders sportaffin sind. Eine Befragung hat ergeben, dass etwa 89 Prozent der Düsseldorfer sich für Sport interessieren oder selber Sport treiben. Das ist schon was.

Wird das so bleiben?

Kulot: Wir müssen uns überlegen, wie wir damit umgehen, dass Düsseldorf eine wachsende Stadt ist. Sport im Park etwa werden wir immer wieder ausbauen müssen, aber auch die Infrastruktur und die Sportstätten müssen da mithalten. Wenn immer mehr Wohnungen gebaut werden, gibt es dort beispielsweise auch immer mehr Kinder, die in einen Verein gehen wollen, oder Erwachsene, die einen sportlichen Ausgleich suchen.

Infrastruktur ist ein gutes Stichwort. Wie sieht es aus mit den Sporthallen? Oft gibt es ja Kapazitätsprobleme, wenn Vereine sich eine Halle teilen müssen.

Kulot: Im Rahmen der Schulbauoffensive werden neben dem dringend benötigten Schulraum auch zusätzlich Sporthallenkapazitäten erweitert. Das passiert also unter Federführung des Schulverwaltungsamtes. In diesem Bereich sind wir sehr gut aufgestellt und wir bekommen so auch mehr Dreifachsporthallen, wie beispielsweise am Comenius-Gymnasium. Somit werden nicht nur die Bedarfe der Schulen abgedeckt, sondern davon werden die Sportvereine, gerade auch in den Abendstunden, zusätzlich profitieren.

Nehmen wir einen Klassiker aus dem Bereich „Probleme eines Vereins“: Die Duschen sind in die Jahre gekommen und müssen saniert werden. Was jetzt?

Kulot: Das hängt ganz davon ab, wie der Verein organisiert ist. Wenn der Verein auf einem städtischen Grundstück mit einer Gebrauchsüberlassung arbeitet, dann bekommt er von der Stadt eine monatliche Pauschale, mit der die Instandhaltung eigentlich abgegolten sein sollte, er muss sich also selbst um die Duschen kümmern. Wenn das Geld nicht reicht, sind wir oder der Stadtsportbund aber auch ansprechbar. Natürlich auch für die Vereine, die autark organisiert sind, ohne regelmäßige Zuschüsse von der Stadt.

Worüber klagen die Vereine denn am meisten?

Kulot: Eines der drängenden Themen der Vereine ist sicher das Ehrenamt. Den Menschen fehlt immer öfter die Zeit, sich neben dem Beruf zu engagieren, und das ist gerade im Sport so wichtig.

Die Stadt betreibt 16 Bezirkssportanlagen, die in Garath soll jetzt für stolze 18,6 Millionen Euro saniert werden. Eine Größenordnung, die auch für die anderen 15 gelten muss?

Kulot: Garath ist ein besonderer Fall, weil hier die Möglichkeit besteht Fördergelder zu erhalten, etwa über Garath 2.0, wodurch in der Vergangenheit ja bereits Gelder zur Verfügung gestellt worden sind. Wir hoffen außerdem darauf, dass wir von der EU Fördergelder für das Projekt bekommen. Sollte das wider Erwarten nicht der Fall sein, werden wir die Sanierung ggf. in verschiedenen Bauabschnitten angehen müssen. Die Entwicklung der anderen Bezirkssportanlagen haben wir natürlich auch im Blick.

Was wäre für Sie ein Herzensprojekt?

Kulot: Ich würde gerne etwas wie beispielsweise eine App entwickeln lassen, was mehr auf die Bedürfnisse der Menschen beim Thema Sport und Bewegung heute eingeht. Als Beispiel: Ich habe mittags Lust, gegen 18 Uhr Fußball zu spielen. Habe aber keine Mannschaft und bin nicht im Verein. Also schaue ich auf die App, schaue, wer das gleiche vorhat und treffe mich dann mit neuen Leuten z. B. auf einer unserer neuen multifunktionalen Sportflächen. Auch für Vereine könnte so etwas interessant sein, um die Vereinsanlage mehr zu beleben. Den Menschen den Zugang zum Sport zu ermöglichen und zu erleichtern, das ist mir ein Anliegen.

Sie kommen aus der freien Wirtschaft, sind erst seit ein paar Jahren in der Kommunalpolitik. Sind die oft langsam mahlenden Mühlen der Verwaltung nicht manchmal schwierig für Sie?

Kulot: Es wäre ab und zu schon schön, die Dinge etwas beschleunigen zu können. Aber: Ein Verwaltungsapparat muss eben sehr sorgsam mit den Steuergeldern umgehen. Es muss eine klare Struktur geben. Deshalb ist es nicht falsch, wenn es auch mal etwas länger dauert.

Sie haben selber Fußball gespielt und sagten vorhin: Hätte es in Düsseldorf eine Frauenmannschaft gegeben, wäre das und nicht Duisburg wohl Ihre Wahl geworden. Warum hat die Fortuna eigentlich keine Frauenmannschaft?

Kulot: Gute Frage. In der Vergangenheit gab es zumindest im Nachwuchs-Bereich schon mal erste Ansätze. Und mit Thomas Röttgermann hat die Fortuna einen Mann an der Spitze, der aus Wolfsburg kommt – und die haben seit Jahren eine der stärksten Frauenmannschaften überhaupt. Wir können also gespannt sein, ob sich da noch etwas tut. Ich halte aber nichts davon, dem Verein mit politischem Willen etwas aufzuzwingen. Das muss die Fortuna selbst entscheiden. Und das müsste wegen der Vereinsstruktur eh über den Mitgliederentscheid passieren.

Ihr Etat im Sportamt umfasst knapp 100 Millionen. Reicht das?

Kulot: Ich denke, die Sportstadt ist grundsätzlich gut aufgestellt. Aber auch wenn der Sport in dieser Stadt einen hohen Stellenwert hat: Er ist immer auch ein Luxusgut. Wir sind nicht im gesetzlich-verpflichtenden Bereich, wie etwa ein Jugendamt.

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