Düsseldorfer Kliniken geht das Pflegepersonal aus

Uni-Klinik und Seniorenheime klagen über einen Mangel an Fachkräften. Verdi hält die Probleme oft für hausgemacht.

Düsseldorf. An der Uni-Klinik müssen Operationen mehrfach verschoben werden, ein Seniorenheim am Volksgarten schließt eine komplette Station.

Schuld soll in beiden Fällen der Mangel an qualifiziertem Personal im Pflegebereich sein. Die Gewerkschaft Verdi aber macht vielmehr unattraktive Arbeitsbedingungen und schlechtes Management für die Misere verantwortlich.

Ein Beispiel: Im Seniorenheim der Marseille-Kliniken AG an der Industriestraße ist kürzlich eine Station geschlossen worden. Die Senioren wurden auf andere Wohngruppen verteilt.

Uwe Crüger, Geschäftsleiter Pflege in der Hamburger Marseille-Zentrale: "Es ist schwierig Fachkräfte zu bekommen. Sobald der Engpass vorüber ist, werden wir die Station wieder öffnen."

Bei Verdi ist der private Pflegekonzern schon länger bekannt. Sekretär Stefan Röhrhoff: "Der Pflegekräftemangel ist hausgemacht und direkte Folge der unattraktiven Arbeitsbedingungen."

Befristete Verträge und lange Arbeitszeiten seien an der Tagesordnung. In mehreren Häusern in Deutschland hätten die Mitarbeiter versucht, einen Betriebsrat zu installieren.

"Viele, die zu Gesprächen bei Verdi waren, sind mittlerweile nicht mehr bei Marseille beschäftigt", sagt Röhrhoff. Zudem habe es betriebsbedingte Kündigungen gegeben. Diese seien aber nicht der Grund für den Personalmangel, sagt Crüger: "Zudem hatten alle Kündigungen ihre Gründe."

In der Uni-Klinik mussten mehrfach Operationstermine verschoben werden, weil nicht ausreichend Personal auf der Intensivstation zur Verfügung stand.

"Auf den Intensivstationen arbeitet hochqualifiziertes Personal, davon ist nicht überreichlich auf dem Markt. Darum können sich solche Kräfte aussuchen, wo sie arbeiten. Das Problem ist aber nicht neu", sagt Kliniksprecherin Susanne Dopheide.

Personalrat Martin KoerbelLandwehr schätzt, dass im Intensivpflegebereich der Uni mindestens 40 Fachkräfte eingestellt werden müssen, damit auf zwei Patienten eine Pflegekraft kommt.

"Momentan ist das Verhältnis vier zu eins. Und so bewegen wir uns in einem Teufelskreis. Die Belastung für die Mitarbeiter ist zu groß und sie werden krank. Wir müssen schrittweise die Belastung senken", sagt Koerbel-Landwehr.

Zudem sei in den vergangenen Jahren die Zahl der Auszubildenden reduziert worden. Andere würden nach der Ausbildung an kleinere Krankenhäuser oder ins Ausland gehen. Auf der anderen Seite würden die Stationen ausgebaut, die Zahl der Betten würde steigen.

An den Düsseldorfer Sana-Kliniken kennt man das Problem ebenfalls. Mindestens acht Stellen sollen in Benrath und Gerresheim neu besetzt werden. "Bisher haben die Patienten von dem Mitarbeitermangel nichts gemerkt. Das geht aber nicht auf Dauer so weiter", sagt Kliniksprecherin Regine Hauch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort