Geschäftesterben in Hilgen besorgt die Einzelhändler

Seit Sonntag ist auch das Café Knolle geschlossen. Und vor den Folgen der Baustelle fürchten sich alle.

Geschäftesterben in Hilgen besorgt die Einzelhändler
Foto: Jürgen Elstermeier

Burscheid. Für Jürgen und Ulrike Elstermeier war es ein willkommenes Ausflugsziel. Auf eine Tasse Kaffee und ein Schwätzchen sind sie immer gerne von Burscheid nach Hilgen ins Café Knolle gefahren. Doch am Sonntag mussten sie Abschied nehmen: Wim Schwanke hat das kleine Eckcafé nach über sechs Jahren geschlossen.

„Ich schaffe das zeitlich nicht mehr“, begründet er die Entscheidung. Für ihn war das Café seit seiner Eröffnung im Februar 2009 nur ein nebenberufliches Hobby. Aber jetzt geht es nicht mehr. „Das finde ich total schade, weil ich Spaß daran hatte.“

Das Café Knolle ist der vorläufige Schlusspunkt einer langen Kette an Geschäftsaufgaben entlang der Kölner Straße. Der Gemüsehändler hat schon länger zu; es folgten das Eiscafé, die Weinhandlung und zuletzt die Metzgerei. Mögen im Einzelfall auch sehr unterschiedliche Gründe den Ausschlag gegeben haben, als Trend macht die Entwicklung dem Hilgener Einzelhandel Sorgen.

„Die Einkaufsattraktivität in Hilgen nimmt ab“, sagt beispielsweise Richard Kretzer, Inhaber der gleichnamigen Bäckerei. „Potenzielle weitere Anlaufstationen sind weggebrochen.“ Aber Kretzer ist überzeugt: „Man darf sich nicht auf sein Umfeld verlassen, sondern muss vor der eigenen Haustür kehren. Wir müssen unsere eigene Qualität im Griff haben und durch neue Produkte selbst so attraktiv wie möglich sein.“

Christine Untch vom Lotto- und Schreibwarengeschäft an der Bushaltestelle bedauert es, mitansehen zu müssen, „wie die Stadt ausstirbt“. Noch hoffe sie darauf, dass in den Leerständen bald neue Geschäftsleute ihr Glück versuchen. Und sie selbst will versuchen, die Lücke von Café Knolle zumindest ansatzweise zu stopfen: „Wir haben ein paar Sachen übernommen und bieten jetzt auch Brötchen und Kaffee an. Aber uns fehlen außer im Sommer vor der Tür die Sitzgelegenheiten.“

„Ich mache mir Sorgen“, räumt Gerhard Kutzera (Optik am Brunnen) unumwunden ein. Er selbst sei nicht so sehr wie andere auf Laufkundschaft angewiesen. Aber die Verkehrsführung durch die Baustelle auf der B 51 sei ein großes Problem. „Heute habe ich vom Kaufpark in Dünweg bis zum Geschäft eine Viertelstunde gebraucht. Das macht doch kein Kunde auf Dauer mit, sondern fährt lieber in die andere Richtung nach Burscheid.“

Kutzera sieht perspektivisch noch einen anderen Problemfall auf sich zukommen: „Wenn die Bushaltestelle zum Raiffeisenplatz verlegt wird, geht uns weitere Kundschaft verloren. Der Platz am Brunnen war doch das Zentrum von Hilgen.“

Wim Schwanke befürchtet, im Zuge des geplanten Einbahnverkehrs im Zuge der Straßensanierung werde es in Hilgen weitere Geschäftsaufgaben geben. Und er wie auch Richard Kretzer verfolgen argwöhnisch die städtischen Bemühungen, am alten Bahnhof einen Edeka-Laden anzusiedeln: „Dann kann hier oben alles dichtmachen.“

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