Meinung Trump oder ein Elefant in Afghanistan

Gegen Donald Trumps Afghanistan-Strategie ist ein Elefant im Porzellanladen eine kontrollierte Angelegenheit. Erst die spontane („wir gewinnen dort nicht“) Abzugsankündigung des Präsidenten, jetzt eine Aufstockung der Streitkräfte ohne Sinn und Verstand.

Anders kann man es nicht nennen. Denn wenn Trump sagt, es gehe ihm nicht mehr um die Wiederherstellung der Staatlichkeit des Landes, sondern nur noch um den Kampf gegen Terroristen, wenn von ihm sogar wieder der Einsatz von Söldnern erwogen wird, dann hat er nicht nur die Ursachen des Konflikts nicht verstanden, sondern auch keinerlei Strategie für seine Beilegung.

Mit der „Mutter aller Bomben“, die er gleich zu Beginn seiner Amtszeit abwerfen ließ, und ein paar Tausend Soldaten mehr kann man der Hydra Taliban zwar heftigere Schläge versetzen, sie aber nicht besiegen. Dazu müsste man die gesprächsbereiten Teile der Taliban einbinden und den Rest isolieren, innen- und außenpolitisch. Dazu müsste man halbwegs stabile staatliche Strukturen schaffen, also auch halbwegs stabile soziale und politische Verhältnisse.

Das ist weit komplexer als Trump zu denken vermag. Das erfordert außer Soldaten vor allen Dingen Geld, Geduld und Diplomatie. Der US-Präsident aber stößt nicht nur die Regierung in Kabul vor den Kopf, sondern die pakistanische gleich noch mit, ohne die in der Region nichts geht. Und weil er gerade so schön dabei ist, schürt Trump mit der Einbeziehung Indiens zu allem Überfluss auch noch einen neuen Konflikt mit China, mit dem er ohnehin schon über Kreuz liegt. Man kann mit einer einzigen Rede diplomatisch kaum mehr Durcheinander anrichten, als Trump es jetzt getan hat.

Freilich ist er nicht der erste — und wahrscheinlich auch nicht letzte — der beim Thema Afghanistan irrlichtert. Denn der Einsatz ist tatsächlich schwierig, frustrierend und unpopulär. Überall. Mit der Bildung der Nato-Mission „Resolute Support“ war zuletzt aber wieder eine halbwegs vernünftige Basis gefunden worden: Militärische Hilfe für die afghanischen Streitkräfte, damit diese zunehmend selbst die Sicherheitsverantwortung für das Land übernehmen können. Bei gleichzeitiger massiver Aufbauhilfe für das Land.

Deutschland unterstützt diesen Ansatz mit viel Geld und fast 1000 Soldaten. Ob das Konzept trägt, ist fraglich, dass es nicht trägt aber noch nicht bewiesen. Gemeinsam rein, gemeinsam raus, das war immer der Grundsatz der Alliierten in Afghanistan. Das gilt nicht nur militärisch. Die deutschen Soldaten sind aus Bündnissolidarität mit Amerika nach den Anschlägen vom 11. September 2001 an den Hindukusch geschickt worden. Wenn Trump tatsächlich meint, er könne die Strategie nun ganz allein bestimmen, dann sollte man sie schleunigst wieder heimholen. Angela Merkel oder ihr Nachfolger werden dies alsbald zu klären haben.

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