Meinung Anschlag in Barcelona: Rechnung der Terroristen darf nicht aufgehen

Das Ferienland Spanien erwachte nach der Terrorserie in Barcelona und im Urlaubsort Cambrils im Schockzustand. Und mit der traurigen Gewissheit, dass eine gut organisierte islamistische Terrorzelle in der Lage war, trotz großer polizeilicher Sicherheitsmaßnahmen im touristischen Herzen der Nation zuzuschlagen.

Ralph Schulze.

Ralph Schulze.

Foto: Kai-Uwe Heinrich

Die Erkenntnis lautet: Es gibt keine absolute Sicherheit. Auch nicht in Spanien, das seit Jahren bei den Reisenden als friedliche Urlaubsoase galt.

Dass es auch in Spanien akute Terrorgefahr gab, war bekannt, wurde aber verdrängt. Millionen Touristen vertrauten darauf, dass die spanische Polizei durch ihre vorbeugenden Schläge die Lage unter Kontrolle hatte. In der Tat haben die spanischen Anti-Terror-Fahnder in Sachen Rasterfahndung und Kommunikationsüberwachung viel mehr Kompetenzen als ihre Kollegen in den meisten Nachbarländern. Auch deswegen sind zuletzt in kaum einem anderen EU-Land so viele islamistische Terrorverdächtige festgenommen worden wie in Spanien. Nun ist vor allem eines zu wünschen: Dass die zynische Rechnung der Terroristen, die in Ferienländern wie Spanien Angst säen wollen, nicht aufgeht.

Es ist auch eine gesellschaftliche Herausforderung, dem Terror nicht nachzugeben. Spanien lieferte schon mehrmals Beispiele für Zivilcourage: Etwa nach dem islamistischen Terroranschlag am 11. März 2004, als ein Terrorkommando in Madrid vier Vorortzüge in die Luft jagte und 191 Menschen tötete. Anschließend demonstrierten Millionen Spanier gegen den Terror. Oder im Kampf gegen die ETA. Die baskische Terror-Organisation konnte schließlich auch deswegen in die Knie gezwungen werden, weil die Bevölkerung im Baskenland wie in ganz Spanien aufstand und rief: „Basta ya — Schluss jetzt“.

Zweifellos wird Spanien auch aus der jüngsten bitteren Terrorlektion die richtigen Schlüsse ziehen und sich gegen die terroristische Barbarei stemmen. Und die Urlauber können darauf vertrauen, dass die Schutzvorkehrungen weiter verstärkt werden. Schon einen Tag nach dem Anschlag in Barcelona installierte Madrid weitere Sperrelemente in der City, um Terrorfahrzeugen den Weg zu versperren. Dass freilich ausgerechnet die Rambla in Barcelona, Spaniens berühmteste Flaniermeile, noch nicht mit diesen Anti-Terror-Sperren ausgerüstet war, zeigt freilich, dass es im Falle Barcelonas auch Versäumnisse gab, über die zu reden sein wird.

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