Asyl-Leistungen Nicht für Taschengeld

Die Zuwanderung nach Deutschland hält an. Wurde bisher mit 450 000 Asylbewerbern in diesem Jahr gerechnet, so laufen die Schätzungen mittlerweile auf bis zu 600 000 Neuankömmlinge hinaus. Dass sie sich ein anstrengungsloses Leben bei uns machen wollen, ist stark zu bezweifeln.

Nichts anderes suggeriert jedoch der Bundesinnenminister, wenn er den Fokus auf die Leistungen lenkt, die Flüchtlinge vom So- zialsystem zu erwarten haben.

Ja, es stimmt, 143 Euro Bargeld im Monat entsprechen ungefähr einem durchschnittlichen Monatsverdienst in Serbien. Und im Kosovo sieht es kaum anderes aus. Selbst wenn sich manche aus dieser Region wegen der Verlockung solcher Hilfen nach Deutschland aufmachen, so werden sie jedoch merken, dass diese Unterstützung nicht reicht, um hier ein ordentliches Leben zu führen. Die Unterstellung von Thomas de Maizière ist schon deshalb schlicht Unsinn. Anstatt sich in fruchtlosen Debatten über vermeintlich gierige Asylanten zu verlieren, sollte der Innenminister auf ein abgestimmtes europäisches Vorgehen zur Bewältigung der Flüchtlingszahlen drängen. Zudem muss der Bund die Kommunen stärker bei der Flüchtlingshilfe unterstützen.

Und was den Balkan angeht, hier sind zügige Abschiebeverfahren nötig, wenn sich das Asylbegehren als unbegründet erweist — und mehr Aufklärung in den Herkunftsländern. Erste Erfolge gibt es durchaus. Noch zu Jahresbeginn kamen pro Tag mehr als eintausend Flüchtlinge aus dem Kosovo in Deutschland an. Jetzt sind es nur noch ein paar Dutzend. Schon dieses Beispiel zeigt, wie absurd der Gedanke ist, dass die Zahl der Asylbewerber vom Taschengeld abhängig sein könnte.

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