Regelmäßige Tests — aber für alle Fahrer

Sollen Ältere freiwillig auf ihren Führerschein verzichten?

Der Ampelmast ist Schrott, der BMW ein Fall für die Werkstatt und der Unfallfahrer mit leichten Verletzungen im Krankenhaus. 97 Jahre war der Mann alt, der Anfang der Woche in Düsseldorf Grafenberg mit seinem Auto gegen das Verkehrslicht auf einer Mittelinsel donnerte. Wobei tausend Euro Sachschaden wohl weniger das Problem sind als die Frage, ob der Zusammenstoß hätte verhindert werden können, wenn der hochbetagte Fahrer sich gar nicht erst hinters Steuer gesetzt hätte.

Viele Verkehrsbetriebe in NRW versuchen, ältere Verkehrsteilnehmer zum freiwilligen Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen. Eine ordentliche Portion Eigennutz fährt gewiss mit — die Angebote sind zeitlich begrenzt und Neukunden immer gerngesehen. Mitunter sind die Aktionen recht erfolgreich, wie in Dortmund, mitunter scheitern sie auch, wie die Düsseldorfer Rheinbahn erleben konnte.

Ein Beleg, dass das Thema nicht nur politisch und gesellschaftlich brisant ist, sondern auch hochemotional. Wer möchte schon das Gefühl haben, allein wegen seines Alters als Gefahr für die Allgemeinheit zu gelten? Die Grenze zur Diskriminierung ist eine schmale — und nicht sonderlich gut bewacht. Zumal die Frage, wann man alt ist, kaum pauschal zu beantworten ist. Mit 65, 75 oder 80 Jahren?

Fakt ist, dass ältere Menschen im Straßenverkehr statistisch nicht negativ auffallen — im Gegensatz zu Fahranfängern zwischen 18 und 24 Jahren. Fakt ist aber auch, dass mit zunehmendem Alter Einschränkungen kommen, die selbst durch jahrelange Fahrroutine nicht ausgeglichen werden können.

Knapp 2400 Menschen jenseits der 65 haben 2013 in NRW ihren Führerschein freiwillig abgegeben; die Angebote der Verkehrsbetriebe werden diese Zahl kaum steigern. Regelmäßige Fahrtauglichkeitstests für Ältere, in anderen Ländern üblich, könnten die Lösung sein. Allein: Die Unfallstatistik spricht dagegen und die Grenze zur Altersdiskriminierung wäre damit im Sauseschritt genommen. Verpflichtende Tests für sämtliche Verkehrsteilnehmer, wie der Tüv Rheinland sie ins Spiel bringt, würden das hingegen nicht tun. Viele Freunde wird diese Idee wohl kaum finden. Gefährlich sind ja immer nur die Anderen unterwegs.

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