Kita-Tarifstreit: Betreuungsgeld-Milliarden könnten helfen

Nachdem der Schlichtungsvorschlag abgelehnt wurde, könnte frei gewordenes (Betreuungs-)Geld zum Joker werden.

Eltern kleiner Kinder muss die Nachricht möglicher neuer Kita-Streiks erschrecken. Ein beigelegt geglaubter Konflikt lodert wieder auf. Längst haben viele Berufstätige große Teile ihres Urlaubs aufgebraucht, weil sie wegen der im Mai verschlossenen Kita-Türen für die Kinderbetreuung zu Hause bleiben mussten. Und jetzt soll alles wieder von vorn losgehen?

Eine weitere Streikrunde dürfte das Verständnis der Öffentlichkeit und der Eltern, die sehr wohl die Arbeit der Erzieherinnen zu schätzen wissen, bröckeln lassen. Das hatte auch Frank Bsirske schon im Frühsommer nach dem Schlichterspruch geahnt. Doch nun wird der Gewerkschaftschef durch die eigene Basis getrieben, einen Nachschlag einzufordern. Eine Basis, bei der die Gewerkschaftsführung große Hoffnungen geweckt hatte: durch die ursprünglich verlangte, bei höheren Eingruppierungen zu erwartenden plus zehn Prozent. „Wir werden seh’n, es kommt die zehn“ — solch griffige Parolen hallen nach. Vor allem, wenn der Schlichterspruch meilenweit davon entfernt ist.

Die kommunalen Arbeitgeber konnten den Arbeitskampf im Frühjahr relativ gelassen beobachten. Ihnen tat der Ausstand nicht weh. Im Gegenteil, man ersparte sich sogar manche Gehaltszahlung, für die ja die Streikkasse der Gewerkschaft einsprang. Den Schaden hatten die Eltern und die Kinder.

Freilich kann man auch die Kommunen verstehen, deren Finanzprobleme angesichts der täglich hinzukommenden Flüchtlinge eher noch gewachsen sind. Da ist schon die im Schlichterspruch enthaltene Einkommenssteigerung der Erzieher nur schwer zu schultern. Andererseits gibt es auch noch ein milliardenschweres Urteil des Bundesverfassungsgerichts — passenderweise zum Thema Kinderbetreuung.

Karlsruhe hat bekanntlich das Betreuungsgeld gekippt. Eine Milliarde Euro jährlich waren im Bundeshaushalt dafür vorgesehen. Geld für eine unsinnige Leistung, das jetzt für eine sinnvolle Leistung eingesetzt werden könnte. Für eine Anerkennung und Aufwertung sozialer Arbeit, die Erzieherinnen und Erzieher täglich erbringen. Geld, mit dem durch neue Streiks entstehender Schaden abgewendet würde.

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