Das Leben der anderen testen

„Away we go“ von Sam Mendes bleibt etwas zu exemplarisch.

Burt (John Krasinski) und Verona (Maya Rudolph) geht es wie den meisten ihrer Generation. Die beiden sind zwar schon weit über 30, wirklich erwachsen fühlen sie sich jedoch nicht.

Aber da nun Verona im sechsten Monat schwanger ist, heißt es nach vorne denken, die Zukunft planen und ein Nest bauen. Nur wo - da sind die zukünftigen Eltern ratlos. Also machen sie sich auf den Weg, besuchen Freunde und Verwandte, um für sich und ihr Kind eine neue Heimat zu finden.

Auf der Reise kreuz und quer durch Amerika werden jedoch nicht nur mögliche Wohnorte, sondern auch verschiedene Lebensentwürfe erkundet. Veronas frühere Arbeitskollegin hat sich im sonnigen Phoenix niedergelassen, aber die stumpfsinnigen Kinder, der paranoide Ehemann und die ordinär schwadronierende Mutter taugen wenig als Vorbild für die Familienplanung.

Burts Jugendfreundin Ellen (Maggie Gyllenhaal) in Wisconsin hingegen hat sich mit der Geburt ihrer Kinder zu einer feministischen New-Age-Übermutter entwickelt, bei der sogar ein Kinderwagen auf schwere ideologische Bedenken stößt.

In Montreal schließlich glauben die Zwei, bei Freunden aus Studientagen die ideale Familie gefunden zu haben, bis sich auch hier tiefe Verzweiflung ins familiäre Glück mischt. Schließlich wird Burt nachts von seinem Bruder nach Florida beordert, der gerade von seiner Frau verlassen wurde und nicht weiß, wie er es seiner kleinen Tochter beibringen soll.

Nach seinem brillant-tragischen Liebeskammerspiel "Zeiten des Aufruhrs" wollte es Sam Mendes ("American Beauty") mit seinem neuen Projekt ein wenig optimistischer angehen. Und so ist das sympathische Paar, das er auf die Reise schickt, zwar unsicher, was die Gestaltung der gemeinsamen Zukunft angeht, aber ihre Liebe zueinander bleibt demonstrativ unhinterfragt.

Dennoch scheinen die beiden in ihrer Zweisamkeit vollkommen bezugslos durch die Welt zu treiben und die Stationen ihrer Reise, an denen ein wenig zu exemplarisch die verschiedenen familiäre Abschreckungsmodelle verhandelt werden, bestärken sie nur in ihren individualistischen Daseinsvorstellungen.

Und so mischt sich ein etwas fader Beigeschmack in den filmischen Entwicklungsroman. Denn das Glück des jungen Liebespaares nährt sich letztlich aus der Abgrenzung vom Unglück der anderen, um die beiden dann gerüstet gegen die Schlechtigkeit der Welt zu einem sonnendurchfluteten Happy End geleiten zu können.

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