Der Teufel bittet zum Tanz

Das Düsseldorfer Schauspielhaus lässt den 90er-Jahre-Klassiker „The Black Rider“ mit Musik von Tom Waits auferstehen.

Düsseldorf. Was passiert, wenn man sich mit dem Teufel einlässt, davon kann nicht nur Faust ein Liedchen singen. Auch Wilhelm, der biedere Schreiber, macht seine Erfahrungen mit dem "Black Rider", und die genial-düstere Musik dazu liefert Tom Waits. Dem Düsseldorfer Schauspielhaus ist es gelungen, wieder Rechte für das eigenwillige Theater-Musical "The Black Rider" zu bekommen. Das Stück war in den 90ern ein Bühnen-Hit, bis die Autoren Robert Wilson, Tom Waits und William S. Burroughs weitere Aufführungen verboten. Hermann Schmidt-Rahmer hat nun daraus eine subversive Mischung aus Volksstück, Drogentrip, Rockoper, Russentanz und Westernshow gemacht, die bei ihrer Premiere für begeisterten Applaus sorgte.

Die schräge Geschichte des Musicals basiert lose auf dem "Freischütz": Wilhelm (Thiemo Schwarz) will Käthchen (Katrin Röver) heiraten, doch ihr Vater, der Förster Bertram (Pierre Siegenthaler), akzeptiert als Schwiegersohn nur einen versierten Jäger. Also lässt sich Wilhelm, hier im hellgrauen Dreiteiler eher Banker als Schreiber, mit Pegleg (Michael Schütz), dem glatzköpfigen Hinkefuß, ein, der wie eine Art abgründiger Conferèncier durch den Abend führt. Der Teufel ist hier Zentrum des Geschehens, er lenkt es und animiert zum Mitsingen: "Come along with the Black Rider, we’ll have a gay old time". Zuschauer, die nicht so gut Englisch können, sollten sich vorab mit der Geschichte vertraut machen.

Durch die Zauberkugeln des "Schwarzen Reiters" entwickelt sich der brave Wilhelm zum wilden Trapper, reitet einen Stuhl durch den Wald aus Plastiktannen und ballert herum. Das Wild, etwa der Hase mit Kochlöffeln als Ohren (Xenia Snagowski in verschiedenen hochkomischen Rollen), stirbt theatralisch zuckende Tode. Bertram akzeptiert nun den Schwiegersohn, aber nur, wenn er auch den Probeschuss meistert. Und gerade dafür sind Wilhelm die Zauberkugeln ausgegangen...

Schmidt-Rahmer inszeniert die Story um die Verlockung des Bösen flott, ohne große Umbauten und Übergänge. Die achtköpfige Band unter Günter Lehr heizt dem Stück mächtig ein mit dem für Tom Waits typischen Mix aus Rock, Jazz und Balladen mit Ohrwurmqualitäten. Die blass geschminkten Figuren mit dicken Augenringen und Fantasie-Trachten gekleidet (Kostüme: Michael Sieberock-Serafimowitsch) entstammen dem Gruselkabinett einer bayerischen Addams-Family. Wie ein Running Gag ziehen sich die Auftritte von Kuno (Winfried Küppers), dem Familienorakel, durch den Abend, das aus einem goldenen Bilderrahmen heraus die Devise ausgibt: "Tout swaz ir welt" (Tut, was ihr wollt).

Psychedelisch anmutende Videos (Matthias Lippert) zaubern fallende Blätter im Wald, Schaufelbagger oder flirrende Las Vegas-Bilder in die etwas triste Bühne (Thomas Goerge). Sie will irgendetwas zwischen verrauchter Kellerbar und verschmierter Unterführung sein, kommt aber der Dynamik des Schauermärchens nicht entgegen. "Black Rider" erinnert sofort an das Rock-Musical "Shockheaded Peter" am Düsseldorfer Schauspielhaus, das die schnelle Folge der Szenen mit den Bewegungen der Drehbühne kongenial verband.

Trotzdem könnte "The Black Rider" ein ähnlicher Erfolg werden wie der Mega-Hit "Shockheaded Peter" aus dem Jahr 2000. Es besitzt die gleichen Zutaten: eine skurrile Geschichte, Schauspieler, denen man den Spaß an der Sache anmerkt, und eine schwungvolle Musik, die den Abend zu einem kurzweiligen, anarchischen Vergnügen macht.

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