Elton John bringt Las Vegas mit

Der Musiker begeistert 8000 Fans in Düsseldorf mit seiner kraftvollen Stimme, einer aufwendigen Show und Konfetti-Regen.

Düsseldorf. Las Vegas am Rhein - nicht mehr und nicht weniger wollte Elton John seinen 8000 Fans im ISS Dome bieten. Fünf Jahre lang war der Brite Dauergaststar im Caesars Palace Colosseum, bis er vor sechs Monaten seine Zelte dort abbrach. Die speziell für Las Vegas entworfene "Red Piano Show", bei der riesige Rosen, aufblasbare Bananen und tropfende Eishörnchen das Bühnenbild zieren, soll weiterleben, damit der Rest der Fans auch in den Genuss kommt. Auf verschiedenen Bühnen Europas wird das Spektakel aufgebaut.

Nun also macht Sir Elton in Düsseldorf Halt. Die aufwendige Inszenierung besteht aus einer zehn Meter hohen und 27 Meter breiten Leinwandfassade, vor der der Altstar am knallroten Flügel sein Publikum begrüßt. Gekleidet in schwarzem Frack mit bunten Strass-Verzierungen fügt sich Sir John ins Gesamtbild aus blinkenden Leuchtreklamen auf schwarzem Klavierlackparkett.

Mit dem Klassiker "Benny And The Jets" legt er Tempo vor. 26 Jahre hat das Lied auf dem Buckel. Man merkt es ihm kaum an. Was nicht nur an der zeitlosen Komposition von John und Stamm-Songwriter Bernie Taupin liegt, sondern auch an der gewohnt versierten Weltklasse-Performance: Mit 62 hat der Sänger nach wie vor eine kraftvolle und charakteristische Stimme - vom Spiel am Klavier ganz zu schweigen, das eh eine Klasse für sich ist.

Bewundernswert auch, dass der in fast vierzig Jahren, seit dem Durchbruch mit "Your Song", erfolgreiche Musiker ein durchweg sympathischer Mensch geblieben ist. Das zeigt sich auch darin, wie er zwischen den Stücken mit dem Publikum spricht. "Daniel" widmet er nicht nur dem Journalisten Daniel Pearl, der 2002 von Terroristen der al-Qaida in Pakistan ermordet wurde. "Dieses Lied ist für alle, die nach der Wahrheit suchen", ruft er, während auf der Leinwand in ganzer Länge ein junger Mann fast regungslos daliegt. Wie symbolische Erinnerungen flimmern über dessen Körper Bilder aus Kriegen - Filmkollagen, die der amerikanische Fotograf David LaChapelle gemeinsam mit Elton John für die Show zusammengestellt hat.

Immer wieder provoziert das kreative Gespann mit Kurzfilmen, die spannend wie verstörend sind. Bei "Someone Saved My Life Tonight" beispielsweise begeht ein Mann Selbstmord, indem er den Kopf in den Gasherd legt und aufdreht. Dazu tanzen spärlich bekleidete Pärchen mit Engelsflügeln. Auch auf John selbst und seine buchstäblich bunte Karriere richten sich die Projektionen. Neben peppig visualisierten Originalaufnahmen - John in seinen Zwanzigern mit überdimensionaler Sonnenbrille und schrillen Glampop-Kostümen - begleiten auch geschauspielerte Szenen die Musik und legen damit nahe, dass eine Verfilmung seines Lebens mit Sicherheit interessant wäre. Ein Höhepunkt des Best-of-Abends ist die Ballade "Nikita". Als Statement gegen den Kalten Krieg war sie 1985, zur Zeit von Gorbatschow und Glasnost, hierzulande sehr beliebt. Konfetti-Regen, Luftballons und Songs wie "I’m Still Standing" leiten schließlich ein Finale ein, bei dem sogar Fans auf die Bühne dürfen. So nah lag Las Vegas noch nie am Rhein.

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