Der Blick für die kleinsten Dinge

Autorin Brigitte Kronauer wird 70 Jahre alt.

Hamburg. Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nannte Brigitte Kronauer einst „die beste Prosa schreibende Frau der Republik“. Rezensenten loben den Blick der Schriftstellerin für kleinste Dinge — beim Schreiben über große Themen. Am Mittwoch wird die Wahl-Hamburgerin 70 Jahre alt.

Aufgewachsen im Ruhrgebiet, träumt Kronauer schon als Kind davon, Schriftstellerin zu werden. Weil sie eine unleserliche Schrift hat, lässt sie der Vater Schreibübungen machen, bei denen sie eigene Geschichten zu Papier bringen darf. Als 16-Jährige schreibt sie Hörspiele und schickt diese an Verlage. Dann wird sie aber zunächst Lehrerin in Aachen und Göttingen, um sich einen finanziellen Rückhalt für ihre literarische Karriere zu schaffen.

Mit dem ersten Roman „Frau Mühlenbeck im Gehäus“ (1980), in dem sie zwei Frauenleben aufeinanderprallen lässt, kommt schließlich der große Durchbruch. Kronauer gilt als Schriftstellerin, die nicht erklären will. Stattdessen lässt sie ihre Leser teilhaben, wenn sie ihren Blick schweifen lässt. Schon ihr Debüt loben die Kritiker für die sprachliche Kunstfertigkeit, Sicherheit des Stils und Originalität der Beobachtung.

Der Roman „Die Frau in den Kissen“ (1990) schließt die mit „Rita Münster“ begonnene und mit dem „Berittenen Bogenschützen“ fortgesetzte Trilogie zum Thema Emanzipation ab. Für „Teufelsbrück“ erhält sie 2003 den Grimmelshausen-Preis, für „Verlangen nach Musik und Gebirge“ (2004) den Bremer Literaturpreis. Die Autorin hat aber auch schon Preise abgelehnt, weil sie glaubte, andere hätten die Auszeichnung mehr verdient. 2005 erhält sie mit dem Georg-Büchner-Preis die renommierteste deutsche Literaturauszeichnung.

Zuletzt erschien ihre Aufsatzsammlung „Favoriten“ über ihre Lieblingsautoren. dpa

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