Adler-Olsen: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Köln (dpa) - Der dänische Erfolgsautor Jussi Adler-Olsen hat sich mit seinem verschrobenen Ermittler Carl Mørck ganz nach oben auf die deutschen Bestsellerlisten geschrieben. Jetzt erscheint „Das Alphabethaus“, ein historischer Thriller aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Im Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur dpa in Köln sprach der 61-Jährige über die Beziehung zu seinen deutschen Fans, seine Pläne mit Carl Mørck und sein ungewöhnliches Hobby.

Ihr Thriller „Erlösung“ führt in Deutschland die Jahresbestsellerliste 2011 an, „Schändung“ ist ebenfalls unter den Top 5.

Adler-Olsen: „Das ist wirklich unglaublich. In Deutschland die Nummer eins zu sein, das ist wie jeden Tag Weihnachten.“

Was meinen Sie, warum Ihre Bücher bei deutschen Lesern so gut ankommen?

Adler-Olsen: „Das ist wie eine Art Symbiose. Ich denke, ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Skandinavier und Deutsche haben viele Gemeinsamkeiten - dieselbe Kultur, ein vergleichbares Bildungssystem und ähnliche soziale Strukturen. Ich glaube, viele Deutsche betrachten Skandinavier in gewisserweise als Deutsche, nur dass sie etwas exotischer sind. Und dann die gruseligen Geschichten von den langen dunklen skandinavischen Nächten - das alles gepaart mit meinem Humor ist, denke ich, im Prinzip für jeden Leser eine gute Mischung.“

Bislang kennen Ihre deutschen Fans nur die Thriller vom „Sonderdezernat Q“ mit dem Ermittler Carl Mørck. „Das Alphabethaus“ ist ganz anderer Stoff. Haben Sie keine Angst, dass das den Lesern hier nicht so gut gefällt?

Adler-Olsen. „Mal abwarten, es kann ein großer Erfolg werden oder das Gegenteil. "Das Alphabethaus" war mein erstes Buch, ich habe es 1997 geschrieben. Seltsamerweise bringen wir es erst jetzt in Deutschland heraus, aber mein früherer Agent hatte sich nicht darum bemüht. Ich glaube, die deutschen Leser werden es mögen. Es ist eine andere Sprache, eine andere Art zu erzählen als beim "Sonderdezernat Q". Von der Struktur her ähnelt es den Büchern klassischer Krimiautoren wie Frederick Forsyth. Es ist jedenfalls nicht altmodisch, sondern könnte genauso gut erst letztes Jahr geschrieben worden sein.“

Nochmal zurück zu Carl Mørck. Sie haben immer gesagt, dass Sie die Reihe auf etwa zehn Teile angelegt haben, die am Ende eine Gesamtgeschichte bilden sollen. Warum?

Adler-Olsen: „Weil es das, soweit ich weiß, in dieser Weise bisher noch nicht gibt. Es soll eine einzige sehr lange Geschichte sein. Man kennt das aus anderen Bereichen der Literatur, etwa den Buddenbrooks, wo man der Entwicklung einer Familie folgt, und in der russischen Literatur ist das auch sehr bekannt. Aber bei Krimis habe ich das bisher nicht gesehen: Die Entwicklung einer Person zu verfolgen - nicht nur in ihrem sozialen Umfeld, sondern auch die Geschichte um sie herum zu entwickeln - und dann nach und nach aufzudecken, was in der Vergangenheit passiert ist, vor der Handlung des ersten Buches. Als ich die Idee für das "Sonderdezernat Q" hatte, fand ich es sehr spannend, das Leben von Carl, Assad und Rose als individuelle Geschichten zu entwickeln, die später langsam ans Tageslicht kommen.“

An welchem Band schreiben Sie denn inzwischen?

Adler-Olsen: „Am fünften. Aber man muss mal abwarten, es hängt alles von den Lesern ab. Geplant ist, dass jedes Jahr ein Buch vom "Sonderdezernat Q" erscheint. Aber mögen die Leser die Geschichte auch noch nach dem fünften, sechsten, siebten Buch? Wenn ja, mache ich alles fertig wie geplant. Wenn nein, dann kürze ich es ab.“

Eines Ihrer Hobbys ist das Renovieren alter Häuser. Wie muss man sich das vorstellen - kaufen Sie ständig alte Hütten und bringen Sie auf Vordermann?

Adler-Olsen (lacht): „Ja, genau. Und dann verkaufe ich sie wieder und ziehe um. Zwölfmal habe ich das gemacht, immer mit derselben Ehefrau. Ich bin handwerklich recht geschickt. Nur vor dem Computer sitzen und den Körper nicht benutzen - das wäre Verschwendung. Ich liebe es, kreativ zu sein und Dinge zu reparieren. Aber ich bin jetzt 61, und meine Frau ist es langsam leid, dauernd umzuziehen und immer wieder im Bauschutt zu leben. Darum ist jetzt Schluss damit. Sollte ich nochmal ein Haus renovieren, dann im Ausland, vielleicht mein Sommerhaus in Schweden. Ich werde das wirklich vermissen. Aber zum Glück habe ich auch noch andere Hobbys, zum Beispiel Musik. Ich spiele Gitarre und Klavier und komponiere auch selbst. Ich richte mir gerade ein eigenes Tonstudio ein.“

Interview: Petra Albers, dpa

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