Villeroy&Boch: Adieu Luxemburg

Sanierung Der Porzellan-Hersteller schließt sein Traditionswerk. Das Geschirr „Alt Luxemburg“ wird es aber weiterhin geben.

Luxemburg/Mettlach. Das seit 240 Jahren gefertigte Service "Alt Luxemburg", das in so manchem Haushalt zu besonderen Anlässen aus dem Schrank geholt wird, wird es auch künftig geben. Nur kommt das Geschirr aus leicht cremefarbenem Porzellan und mit dem blauen Blütenzweig-Dekor nicht mehr aus dem Großherzogtum.

Das Villeroy & Boch-Werk in Luxemburg schließt am Mittwoch seine Tore. Dieser Schritt ist Teil des Sanierungsprogramms, mit dem V & B sein Überleben auch nach dem Einbruch infolge der Wirtschaftskrise sichern will. "Uns gefällt es auch nicht, Ursprungwerke schließen zu müssen. Aber die Produktion in Luxemburg war einfach zu teuer", sagt V & B-Vorstandschef Frank Göring. Außer der dortigen Fabrik wurde das schon lange bestehende Werk in Lübeck-Dänischburg dicht gemacht.

Der Abschluss der Sanierung ist für das erste Quartal 2011 geplant. Dann soll die Produktion 15 bis 20 Prozent billiger sein als vor Beginn der Krise, die Zahl der Beschäftigten um 1200 auf 8500 geschrumpft sein.

V & B hat durch die Einsparungen laut Vorstandschef Göring erst einmal seine Zukunft gesichert: "Villeroy & Boch ist deutlich fitter als vor einem Jahr." Der Hersteller hatte 2009 96,5 Millionen Euro Verlust verbucht. Der Umsatz fiel um 14,9 Prozent auf 715,3 Millionen Euro.

Nun könnte die EU-Kommission Görings Pläne durchkreuzen, schon in diesem Jahr auch im Konzern wieder schwarze Zahlen schreiben zu können. Denn die Wettbewerbshüter verlangen satte 71,5 Millionen Euro als Bußgeld für angebliche Preisabsprachen mit anderen Badezimmer-Ausstattern.

V & B will zwar die EU-Forderung vor Gericht anfechten, und bis zu einer Entscheidung kann es Jahre dauern. Das börsennotierte Unternehmen will aber schon jetzt einen "angemessenen Betrag" zurücklegen, um notfalls zahlen zu können - und das könnte das Konzernergebnis in diesem Jahr belasten.

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