Konjunktur: Wirtschaft hat die Krise weggesteckt

Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist überraschend angestiegen. Sparpläne könnten aber die Erholung dämpfen.

München. Die Exporte boomen, die Autoindustrie verhandelt über zusätzliche Schichten, der Arbeitsmarkt ist stabil - die deutsche Wirtschaft findet wieder zu alter Stärke zurück. Neuester Indikator für die Aufbruchstimmung: Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 101,5 auf 101,8 Punkte. Nach einem leichten Dämpfer im Vormonat schätzen die deutschen Manager ihre Lage wieder optimistischer ein. Einzig der Einzelhandel hinkt bei der Entwicklung hinterher.

Damit hat das Konjunkturbarometer wieder das Niveau aus dem Mai 2008 und damit aus der Zeit vor der Wirtschafts- und Finanzkrise erreicht. Die Zukunftserwartungen trübten sich allerdings zum zweiten Mal in Folge etwas ein. "Dennoch sind die Unternehmen weiter zuversichtlich, die Konjunkturerholung setzt sich fort", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die meisten Experten hatten mit einem leichten Rückgang des Konjunkturbarometers gerechnet.

Die aktuellen Positiv-Impulse aus der Wirtschaft erfreuen auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Wegen der anziehenden Konjunktur und gestiegener Steuereinnahmen macht der Bund in diesem Jahr voraussichtlich deutlich weniger neue Schulden als bislang erwartet. Die Netto-Neuverschuldung werde 2010 etwa 15 Milliarden Euro geringer ausfallen als im Haushaltsplan vorgesehen, teilte das Finanzministerium mit. Politiker der Koalition wollen aber am Sparkurs festhalten.

Die Milliarden-Sparpläne dürften sich dämpfend auf die Wirtschaft auswirken, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger. "Sie sind aber auch wichtig, um die ganze Entwicklung nachhaltig zu machen. Wenn die Politik nichts täte, könnte die Konjunktur auch Schaden nehmen." So habe die Diskussion der vergangenen Wochen viele Bürger verunsichert und Inflationsängste geschürt.

Trotz der Konjunkturerholung steigen die Insolvenzen an. Besonders betroffen ist laut Creditreform der Mittelstand. Im Regierungsbezirk Düsseldorf schwappte die Pleitewelle im ersten Halbjahr mit plus 15,1Prozent besonders hoch.

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