Überraschender Rückzieher Sportartikelhersteller Decathlon verzichtet nach Kritik auf Verkauf von Jogging-Kopftuch

Paris · Der französischer Sportartikelhersteller Decathlon wollte einen Hidschab für den Sport weltweit vermarkten. Die Leiterin der Jogging-Sparte Kalenji, Angélique Thibault, hatte den Sport-Hidschab mit emotionalen Worten verteidigt. Jetzt machte die Firma einen Rückzieher.

 Das iranische Frauen-Nationalteam spielt mit Kopftuch in Berlin gegen die Berlin Allstars. Der Sportartikelhersteller Decathlon wollte ein Sport-Hijab auf den Markt bringen, machte aber nach Kritik einen Rückzieher.

Das iranische Frauen-Nationalteam spielt mit Kopftuch in Berlin gegen die Berlin Allstars. Der Sportartikelhersteller Decathlon wollte ein Sport-Hijab auf den Markt bringen, machte aber nach Kritik einen Rückzieher.

Foto: picture alliance / dpa/Sophia Kembowski

Nach heftiger Kritik verzichtet der französische Sportartikelhersteller Decathlon auf den Verkauf seines Jogging-Kopftuchs für muslimische Frauen. Das Unternehmen habe eine "verantwortungsvolle" Entscheidung getroffen und nehme zunächst von der Vermarktung des sogenannten Hidschabs in Frankreich Abstand, sagte Decathlon-Sprecher Xavier Rivoire am Dienstagabend im Radiosender RTL. Wenige Stunden zuvor hatte er das umstrittene Jogging-Kopftuch noch verteidigt.

Bisher war das atmungsaktive Kopftuch in Schwarz und Weiß nur in Marokko erhältlich. In Kürze sollte der Hidschab weltweit verkauft werden, hatte Rivoir gegenüber der Nachrichtenagentur betont. "Wir stehen zu unserer Entscheidung, den Sport Frauen in aller Welt zugänglich zu machen." Es handele sich "fast schon um ein gesellschaftliches Engagement", da es auch Musliminnen das Joggen ermögliche.

Die Leiterin von Decathlons Jogging-Sparte Kalenji, Angélique Thibault, hatte den Sport-Hidschab mit emotionalen Worten verteidigt. Sie werde von dem Wunsch angetrieben, "dass jede Frau in jedem Viertel laufen kann, in jeder Stadt, in jedem Land, unabhängig von ihrem sportlichen Können, ihrer Fitness, ihrem Körperbau, ihrem Einkommen. Und unabhängig von ihrer Kultur."

In Frankreich ist das Kopftuch jedoch umstritten: Eine Sprecherin der Regierungspartei La République en Marche warf Decathlon vor, mit den Werten der Republik zu "brechen". Es sei die Aufgabe des Sports, zu emanzipieren und nicht zu "unterwerfen", betonte sie. "Wer Frauen im öffentlichen Raum nur dann toleriert, wenn sie sich verstecken, schätzt die Freiheit nicht."

Gesundheitsministerin Agnès Buzyn sagte dem Sender RTL, das Kopftuch vermittle "ein Bild von der Frau, das ich nicht teile. Ich hätte es vorgezogen, dass eine französische Marke solch ein Kopftuch nicht fördert", betonte sie.

Von einzelnen Politikern kommt sogar die Forderung nach einem "Boykott" von Decathlon. Der US-Hersteller Nike vertreibt bereits einen "Hidschab für Frauen" in Schwarz, Grau oder Weiß.

muk/jah

(AFP)
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