Moody's senkt den Daumen - Griechenland stürzt ab

Athen/Brüssel (dpa) - Die Finanzminister der Eurozone beraten an diesem Mittwoch in einem neuerlichen Krisentreffen über neue Milliardenhilfen für Griechenland. EU-Währungskommissar Olli Rehn zeigte sich zuversichtlich, dass das Hilfspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro rasch beschlossen werden kann.

„Ich erwarte, dass wir bald in der Lage sein werden, über das neue zweite Programm für Griechenland zu entscheiden, und auch über das Angebot für die Privatsektorbeteiligung“, sagte Rehn am Dienstag in Straßburg. Die Bedingungen der Eurostaaten müssten aber vorher erfüllt werden.

Athen arbeitet die Sparvorgaben der internationalen Geldgeber ab und will die Staatspleite abwenden. Doch am Dienstag gab es wieder erschreckende Nachrichten: Die griechische Wirtschaft ist 2011 regelrecht eingebrochen - das dramatische Minus betrug 6,8 Prozent.

Derweil stufte nach Standard & Poor's und Fitch auch die dritte große Rating-Agentur Moody's die Bonität mehrerer Eurostaaten schlechter ein. Während Deutschland erneut verschont blieb, erhält Großbritannien einen Schuss vor den Bug. Moody's droht dem Land mit dem Entzug der Top-Note bei der Kreditwürdigkeit.

Bei einer neuen Abstufungsrunde senkte die US-Agentur den Daumen über sechs der 17 Euroländer: Italien, Spanien, Slowenien, Slowakei, Portugal und Malta. Die Finanzmärkte zeigten sich wenig beeindruckt, Italien und Spanien konnten sich am Dienstag am Kapitalmarkt sogar zu günstigeren Bedingungen Geld besorgen als zuletzt.

Auch nach Einschätzung der EU-Kommission sind ein Dutzend Volkswirtschaften in der Europäischen Union auf längere Sicht nicht stabil. Große Länder wie Frankreich, Italien oder Großbritannien gehören zu dieser Gruppe, Deutschland nicht. Das berichtete die Kommission in einer Studie zu wirtschaftlichen Ungleichgewichten in der Gemeinschaft. Die zwölf Länder sollen nun eingehender untersucht werden. Dazu gehören weiter: Belgien, Bulgarien, Zypern, Dänemark, Finnland, Ungarn, Slowenien, Spanien und Schweden.

Die Wirtschaftsleistung Griechenlands ging 2011 rasant um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück, wie die griechische Statistikbehörde (ELSTAT) mitteilte. Bereits 2010 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 4,5 Prozent geschrumpft. Vor wenigen Tagen war bekanntgegeben worden, dass die Arbeitslosigkeit weiter ungebremst steigt. Die Quote liegt bei 20,9 Prozent.

Ursache der rasanten Talfahrt ist nach Einschätzung von Finanzexperten die Sparpolitik, die die griechische Wirtschaft abwürgt. Der Privatkonsum ist rückläufig und die Staatsausgaben sinken.

Rehn machte deutlich, dass EU und Internationaler Währungsfonds trotz Massenprotesten und Krawallen in Athen an dem Programm festhalten. „Das ist der Rahmen, in dem wir arbeiten.“ Der Finne äußerte Verständnis für die Wut und Empörung in Griechenland. Er wandte aber ein: „Griechenland hat das vergangene Jahrzehnt über seine Verhältnisse gelebt.“ Die Wirtschaft müsse nun wieder auf den richtigen Pfad gebracht werden.

Allein dieses Jahr muss Athen über drei Milliarden Euro sparen, bei gut einem Zehntel der Summe - rund 325 Millionen Euro - war zuletzt noch offen, wie sie erbracht werden soll. Die griechische Regierung will nun durch Kürzungen im Haushalt verschiedener Ministerien die von den internationalen Geldgebern verlangten Einsparungen zusammenbringen. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen des Büros von Ministerpräsident Lucas Papademos.

Die Euro-Finanzminister hatten dem pleitebedrohten Land für die Zustimmung zu weiteren Milliarden-Hilfen ein Ultimatum gestellt. So muss sich Athen auch verbindlich mit seinen Privatgläubigern wie Banken und Versicherungen auf einen Schuldenschnitt einigen. Die griechischen Staatsschulden sollen damit um rund 100 Milliarden Euro gedrückt werden. Eine grundsätzliche Einigung soll es bereits geben, wobei das Ausmaß noch offen ist.

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