Griechische Wirtschaft auch 2011 stark geschrumpft

Athen (dpa) - Ein kräftiger Rückgang der griechischen Wirtschaftsleistung war erwartet worden, dieser massive Einbruch nicht: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Schuldensünders Griechenland ging 2011 rasant um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück.

Dies teilte die griechische Statistikbehörde (ELSTAT) am Dienstag in Athen mit. Bereits 2010 war die Wirtschaft deutlich um 4,5 Prozent geschrumpft. Die neuen Daten kamen nur wenige Tage nachdem bekanntgeworden war, dass die Arbeitslosigkeit weiter ungebremst gestiegen ist. Die Quote liegt bei 20,9 Prozent.

Die griechische Zentralbank war bis vor kurzem noch davon ausgegangen, dass die Wirtschaft des Landes 2011 um knapp vier Prozent schrumpfen werde. Ursache der rasanten Talfahrt ist nach übereinstimmender Einschätzung von Finanzexperten die Sparpolitik, die die griechische Wirtschaft abwürgt. Der Privatkonsum ist rückläufig und die Staatsausgaben sinken.

Allein dieses Jahr muss Athen über drei Milliarden Euro sparen, bei gut einem Zehntel der Summe - rund 325 Millionen Euro - war zuletzt noch offen, wie sie erbracht werden soll. Die griechische Regierung will nun durch Kürzungen im Haushalt verschiedener Ministerien die von den internationalen Geldgebern verlangten Einsparungen zusammenbringen. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur dpa am Dienstag aus Kreisen des Büros von Ministerpräsident Lucas Papademos.

Die Euro-Finanzminister hatten dem pleitebedrohten Land in der vergangenen Woche ein Ultimatum gestellt und die Zustimmung zu weiteren Milliarden-Hilfen an konkrete Bedingungen geknüpft. Eine davon war die Verpflichtung Athens, noch in diesem Jahr 325 Millionen Euro einzusparen. Die Bedingung, das Parlament in Athen müsse zustimmen, ist inzwischen erfüllt. Der rigide Sparkurs birgt sozialen Sprengstoff und hatte am Montag auch Krawalle im Land ausgelöst.

Zudem muss sich Athen verbindlich mit seinen Privatgläubigern wie Banken und Versicherungen auf einen Schuldenschnitt einigen. Die griechischen Staatsschulden sollen damit um rund 100 Milliarden Euro gedrückt werden. Eine grundsätzliche Einigung soll es bereits geben, wobei das tatsächliche Ausmaß noch offen ist. Nur wenn diese Bedingungen erfüllt sind, wollen die Euro-Finanzminister ihre Zustimmung für das dringend benötigte nächste Hilfspaket im Umfang von 130 Milliarden Euro geben.

Ungeklärt ist noch die dritte Forderung der europäischen Kassenhüter: Die Vorsitzenden der Sozialisten und der Konservativen, Giorgos Papandreou und Antonis Samaras, müssen versichern, dass sie auch nach Neuwahlen das Sparprogramm einhalten werden. Die vorgezogenen Wahlen sollen im April stattfinden.

Die Finanzminister der Eurozone kommen an diesem Mittwoch zum zweiten Mal innerhalb einer Woche zu einem Krisentreffen zusammen. EU-Diplomaten zeigten sich zuversichtlich, dass Athen auch die übrigen Bedingungen der obersten Kassenhüter erfüllt.

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