Rittner gerührt - Hoffen auf gutes Fed-Cup-Los

Limoges (dpa) - Es war nur die Weltgruppe II, und es war ein ersatzgeschwächter Gegner. Aber der Auftritt der deutschen Tennis-Damen in Frankreich hat imponiert. Nun hofft Teamchefin Barbara Rittner auf ein gutes Los, ein Ende der Verletztenmisere - und Ruhe vor dem Karneval.

Es passiert nicht oft, dass man Barbara Rittner weinen sieht. Die deutsche Fed-Cup-Chefin schafft es meist, ihre Gefühle zumindest öffentlich so gut es geht zu verbergen. So hat sie auch vor dieser wichtigen und richtungweisenden Partie ihrer Tennis-Damen in Frankreich versucht, sich den immensen Druck nicht anmerken zu lassen. Als dann aber am Sonntag nach dem überzeugenden 3:1-Auswärtssieg der erste Champagner geleert und ihre Ansprache an das Team beendet war, ergriff Debütantin Annika Beck in der Kabine das Wort und bedankte sich bei Mitspielerinnen und Bundestrainerin.

„Dann hat sie selber geweint, dann musste ich ein paar Tränchen vergießen und dann haben alle mitgeheult“, berichtete Rittner später in dem winzigen fensterlosen Presseraum der für ein Wochenende umgebauten Basketballhalle im zentralfranzösischen Limoges.

Wenige Meter entfernt hatten die höflichen Gastgeber zwei weitere Flaschen Schaumwein der edleren Sorte in der deutschen Kabine abgestellt. Der Tote-Hosen-Fast-schon-Klassiker „Tage wie diese“ wurde gespielt, die verletzte Angelique Kerber schickte via Twitter die ersten Glückwünsche: „Yeahhhh, Bravo Mädels! Freu mich !!!“

Fernab der Heimat und nicht allzu öffentlichkeitswirksam hat die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes mit einem beeindruckenden Auftritt Werbung in eigener Sache gemacht, eine Woche nach dem deprimierenden 0:5 des Davis-Cup-Teams in Argentinien aber auch dem deutschen Tennis endlich wieder positive Schlagzeilen beschert.

Natürlich war es nur die Weltgruppe II. Natürlich war es ein französisches Team der eher Namenlosen, deren höchstplatzierte Spielerin Alizé Cornet als 36. der Branchenordnung im Einzel nicht zum Einsatz kam. Natürlich galten Julia Görges (19.) und Sabine Lisicki (40.) als Favoritinnen. Doch wie und unter welchen Umständen sich die DTB-Equipe den 3:1-Sieg erkämpfte, verdient großen Respekt.

Angelique Kerber und Andrea Petkovic fehlten verletzt, Mona Barthel wollte nicht spielen. Unter der Woche legte ein Magen-Darm-Virus Julia Görges flach, Annika Beck hatte hohes Fieber, Sabine Lisicki klagte nach ihrer Anreise aus Thailand über Müdigkeit, Jetlag und erste Anzeichen einer Erkältung. Teamarzt Ulf Blecker war als Mediziner mindestens so gefordert wie als Psychologe.

„Am Freitag hatte ich ein bisschen Panik, dass wir gar nicht antreten können“, sagte Rittner. Doch dann gewannen nacheinander Lisicki gegen Pauline Parmentier, Görges gegen Kristina Mladenovic und am Sonntag die überzeugende Görges gegen Parmentier. „Wir haben uns ohne Drei toll präsentiert. Ich bin echt stolz, dass die anderen Spielerinnen das gewuppt haben“, sagte Rittner.

Nun schauen sie beim DTB alle mit großen Erwartungen auf die Auslosung des Relegationsspiels zur Weltgruppe I am Mittwoch in London. Am 20./21. April bietet sich die Chance zur Rückkehr in den Kreis der besten acht Nationen - wenn die gelingt, könnte das Team 2014 wieder einen Angriff auf höhere Ziele starten. Allerdings ist das DTB-Team nicht gesetzt und wird damit auf die möglichen schweren Gegner Serbien, USA, Australien oder Japan treffen. Kurzfristig hatte Rittner jedoch ganz andere Sorgen und Pläne. „Wenn ich nach Hause komme, werde ich mich erst einmal zwei Tage einschließen“, sagte die Kölnerin. „Ich hab es nicht so mit Karneval.“

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