„Abwarten“: Formel-1-Reform vorerst verpufft

Melbourne (dpa) - Neue Regeln, altes Spiel: Die Reformen zur neuen Saison haben in der Formel 1 noch nicht die erwartete Revolution ausgelöst.

Beim Auftaktrennen in Melbourne blieb das befürchtete Reifenchaos ebenso aus wie das erwünschte Spektakel dutzender Überholmanöver durch verstellbaren Heckflügel und Zusatzschub. „Wir müssen abwarten“, warnte Sieger Sebastian Vettel zwar vor übereilten Urteilen. Die „Herald Sun“ jedoch befand: „Trotz all der Diskussionen vor dem Rennen - der Erfolg in der Formel 1 hängt immer noch vom Fahrer im Cockpit und vom Chefdesigner ab.“

Weltmeister Vettel war im überlegenen Red Bull der beste Beweis. Der 23-Jährige hatte den 82-PS-Extraschub des Energie-Rückgewinnungssystems KERS gar nicht zur Verfügung, den neuen Heckflügel setzte er nur sparsam ein. „Das System ist noch immer sehr neu, Melbourne ist eine besondere Strecke“, erklärte der Heppenheimer. Der zweitplatzierte McLaren-Fahrer Lewis Hamilton wurde in Sachen Heckflügel deutlicher. „Ein riesiger Vorteil war es nicht“, verriet der Brite.

Zumindest funktionierte bei den McLaren im Rennen das von Mercedes entwickelte KERS wieder einwandfrei, während in den Silberpfeilen von Michael Schumacher und Nico Rosberg das System versagte. „Wir stehen vor einem Rätsel“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Als im Jahr 2009 das erste Mal mit KERS gefahren wurde, galt das Mercedes-Produkt noch als das beste im Feld.

Überraschend viel Lob durfte sich dagegen der neue Reifenlieferant Pirelli abholen. „Die Reifen waren wirklich gut“, meinte Ferrari-Star Fernando Alonso. „Pirelli hat das wirklich gut hinbekommen. Sie haben im Winter viel Kritik einstecken müssen, die größtenteils unberechtigt war“, sagte auch McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh.

Bei den letzten Tests in Barcelona hatte es noch heftige Vorwürfe gegen den neuen „P Zero“ gehagelt, weil sich die Pneus kaum über eine längere Distanz hielten. Vier oder mehr Boxenstopps pro Fahrer und ein Taktik-Alptraum schienen gesichert.

Stattdessen erwiesen sich die Reifen als sehr zuverlässig. Sauber-Fahrer Sergio Perez kam sogar mit nur einem Boxenstopp aus und sorgte damit für Erstaunen. „Wir sind so überrascht wie alle anderen“, beteuerte Saubers Technischer Direktor James Key. „Ein fantastisches Rennen“, jubelte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. Die Freude könnte allerdings verfrüht. Die tropische Hitze auf der nächsten Station Malaysia gilt als enorm reifenfeindlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort